Otik Counter

                                                Bravo * 26.4.2009   

                                                                                                                                Hengstmutter
                                          

                                                                                                    Bolero Hann. *75
                                                            Beltain Hann. *84
                                                                                                    Gänseliesel
*73
                    Belissimo Rheinld. *1999
                                                                                                    Romadour II Rheinld. *69
                                                            Roxa Rheinld. * 80
                                                                                                    Lady Rheinld. *68

                                                                                                    Florestan Rheinl.. *86
                                                            Fidermark Westf. *92
                                                                                                    Watonga Hann. *85
                    Fabrice Rheinl. *98
                    Leistungsstute FN                                                        Frühlingsball Westf. *70
                                                            Feodora Rheinl. *92
                                                                                                    Rebecca
Rheinl.*80
                                                                                                    Hann. Stamm Nr. 367 nach Schridde          











Verbleib:
eigene Aufzucht
Zwei Jahre sportliche Förderung auf dem Krüsterhof bei Johann Hinnemann
Seit dem Frühjahr 2016 Zuchtstute zur Pflege des eigenen Stutenstammes
 
Eigenleistung:
2012 selbst angeritten und erstmals belegt
27.6.2013 Stutenschau Fröndenberg:
Eintragung in das Hannoversche Hauptstutbuch mit der Gesamtbewertung "8"
Einzelnoten vier Mal die "8", u.a. für Schwung und Elastizität
2014 mehrfach Dressurpferde A und L gewonnen, darunter Sichtung zum Bundeschampionat
2015 Dressurpferde M gewonnen

Nachzucht Bravo:
4.6.2013 Daktari Stutfohlen von Don Frederic, Siegerfohlen der Stutenschau in Fröndenberg, verkauft
9.4.2017 Ladybird Stutfohlen von Libertad, eigene Aufzucht - Dressurpferde A gewonnen 8,6
8.5.2018 Quäntchen Glück Stutfohlen von Quantensprung, verkauft
27.5.2019 Fabelhaft Hengstfohlen von Fürst Samarant, verkauft in Hengstaufzucht - gekört und leistungsgeprüft 50 TT Adelheidsdorf 17.11.2022
14.3.2022 Lilith Stutfohlen von Lilliano OLD
26.2.2023 Fabelhaft II Hengstfohlen von Fürst Samarant
2023 nicht gedeckt

 
Mutterstamm:
Bravo ist Vollschwester zu Brisant, zugelassen zur Hannoveraner Hauptkörung in Verden im Oktober 2012 und verkauft nach Spanien. 
Bravo ist Halbschwester zu QRage II ("Happy") von Quattro B, 4-jährig Reitpferdeprüfung gewonnen.
Bravo ist Halbschwester zu Awakino QRage von Quattro B,  4-, 5- und 6-jährig Dressurpferdeprüfungen A, L und M gewonnen.
Bravo ist Halbschwester zu La Jeanne von Laudabilis, S-platziert, M gewonnen. LGS € 8000. Seit Jahren eine der gewinnsummenreichsten Töchter ihres Vaters.
Bravo ist Halbschwester zu Sabary, 5-jährig Dressurpferde A und L hoch platziert.

Mutter Fabrice: FN Leistungsstutbuch C -Nachzuchterfolge-
Prämienfohlen a.d. Fohlenschau Heinsberg, 4. Juli 1998 - Silbermedaille
SLP Telgte, 13. Juni 2001 - Platz 1, Wertnote 8,39
Einzelnoten: Trab 8,5  Galopp 8,5  Schritt 8,0  Rittigkeit Richter 9,0  Rittigkeit Fremdreiter 8,5  Freispringen 8,0
Sommer 2003: diverse sportliche Erfolge in allen Disziplinen, darunter Sieg in der Eignungsprüfung in Telge mit der Wertnote 8,2
Fabrice ist die erste von 5 Vollgeschwistern von Fidermark, die alle mit der Fohlenprämie ausgezeichnet wurden, darunter Auktionsfohlen.

Vollbruder Fair Play*2002 Rheinischer Reitpferdechampion 2005
Vollschwester Fannie Mae*2003 SLP Telgte Platz 2, Wertnote 7,97
Einzelnoten: Trab 8,0  Galopp 8,5  Schritt 7,5  Rittigkeit Richter 8,0  Rittigkeit Fremdreiter 8,5  Freispringen 7,5.
Fannie Mae ist Mutter des gekörten Hengstes Sansibar (aktuell FN Besitz Andreas Helgstrand) mehrfach S gewonnen, jüngstes Pferd Preis der Besten 2015.
Fannie Mae ist Mutter des gekörten Hengstes Rasputin (Westfälische Hauptkörung 2016)
Vollschwester "Miss Feeny" (Auktionsfohlen) ist Mutter zu Fantastic Sommertänzer von Samarant, 5-jrg Bundeschampionat Dressurpferde, 6-jrg M-Drs gewonnen Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Snoop Dog von San Amour (Heiner Schiergen), St.Georg Special gewonnen, Intermediare-I 2.
Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Sugar Candy von San Amour, Dressurpferde A gewonnen, Dressurpferde L platziert.
sowie Ripito L von Riccione a.d. Piroschka von Pit a.d. Feodora von Frühlingsball, M-Dressur, DrPF M intl/LUX
Detaillierte Informationen zum Ursprung und weitergehenden Stutenstamm finden sich auf der Seite Stutenstamm, Hann. Stamm Nr. 367 nach Schridde


Gedanken zur Hengstwahl: warum Belissimo?


Fünf Tage vor der Zeit und absehbar, seit gestern gab es Harztropfen und so entschied Fabrice heute abend ganz unkompliziert und zügig ein gesundes Stutfohlen zur Welt zu bringen!
Und wie sich das für eine erfahrene Zuchtstute gehört kündigte Fabrice die Geburt ordentlich und pünktlich zum reinholen von der Weide an: 
Grad im Stall, da ging's auch schon los - Stutenvater Gregor wollte sich nur eben umziehen zum mithelfen, er hatte die Rechnung allerdings ohne Fabrice gemacht (warten war nie ihr Ding) - da lag Bravo auch schon im Stroh.
Der Anruf erreichte mich auf dem Heimweg und so bin ich geradewegs nach Greven weiter gebraust und als ich kam stand Fabrice mit der Nachgeburt vor der Tochter und liess diese prompt liegen als sie mich sah (wir kennen Fabrice...) - Bananen hatte ich zwar keine mit, darauf war ich nunmal nicht vorbereitet, aber zwei Tüten Brot "fürs Pferd!" vom Väterchen gesammelt, das tat's auch für Fabrice.

Bravo war recht schnell auf den Beinen und suchte heftigst und eifrig nach der Milchbar - derweil hatte ich Zeit mir diesen kleinen Bunting zu begucken und sie machte mich grinsen, grinsen... Diagonal hochweiss aber tatsächlich auf allen vier Füsschen weiss - wenn auch vorn der Farbeimer nur sehr sparsam an der Fesselbeuge vorbeigeschwappt ist... das grösste ist allerdings der ausserordentliche Farbklecks auf der linken Nüster, der sie schlicht einmalig macht - wie Nicole es so schön formulierte:
"da hätte mal einer besser schütteln sollen damit sich das gleichmässiger verteilt!"
Liebe Nic, ich denke da hat einer ganz kräftig geschüttelt und dann geriet es erst recht durcheinander - der Klecks auf der Nase hätte wohl aufs Beinchen gehört :-)
Ein kleines Blinklicht wahrlich, und dazu zwei Löffeltütchen als Ohren die lustig zur Seite baumeln wenn sie einen anguckt und das Blinklicht trefflich rahmen - ein Bild für die Götter!

Womit wir wieder bei den wesentlichen Dingen im Leben sind:
ich sitze vor meiner Fabrice und freue mich mit und für sie, dass die keine Bravo ihr offensichtlich die heftigen Nachwehen diesmal erspart - eine rundum gelassene Fabrice die selber auch deutlich mit ihrem Nachwuchs zufrieden ist weil das kleine Madel ihr zügig den Druck von der Milchbar genommen hat und nun das tut, was neugeborene Fohlen einfach am besten können:
ganz tief schlafen...

Und ich sitze hier und weiss, dass die nächsten Tage (ohne Urlaub) ein logistischer Albtraum werden weil ich es mir ganz sicher nicht nehmen lassen werde, so oft wie möglich hier zu sein und einfach nur Zeit, viel Zeit, mit der kleinen Bravo zu verbringen - das sind die Momente, die ich um nichts in der Welt missen möchte:
das macht mich einfach ticken.

Danke, Fabrice! 


Am nächsten Morgen vermeldet Stutenfee Ingrid dann auch sogleich:
"Mutter und Kind wohlauf, sie wirbelt schon keck durch die grosse Box!"
Ich freue mich so!

Und da gibt es natürlich kein Halten mehr und die Mittagspause wird arg strapaziert zum ersten Fohlenausgang - Bravo erkundet ihre kleine Welt besonnen neben der Mama und findet anders als ihr Kumpel Bogart schnell und besonnen heraus dass "grün" und "grau" nicht nur anders aussehen sondern sich auch ganz besonders anders anfühlen:
Während Bogart anlässlich seines ersten Ausfluges also ein verblüfftes Durcheinander-Mikado fabrizierte, lupft Bravo graziös die Vorderfüsschen wenn es vom weichen Grün aufs harte Pflaster geht und trabt wohlbedacht aber nichtsdesto weniger erhaben über den Hof - nur um dann gleich wieder in einen brausenden Sausegalopp zu verfallen wenn sie das weiche Grün unter den Hüfchen spürt - dabei guckt sie dann recht keck aus der Wäsche und man sieht ihr an:
sie hat schon was gelernt!

So putzig!
Kleine Bravo, du zauberst mir ein tiefes Lächeln ins Gesicht!


Passend zum 1. Mai wurde es wieder sonnig und so zeigen diese Bilder Bravo nun im Alter von fünf Tagen - und ich staune selber wie sehr sie sich schon entwickelt hat, und die grösste Freude bereitet mir eigentlich stets ihr Trab:
Bravo ist tatsächlich das erste aller meiner Fohlen, das vom ersten Tag an bevorzugt und ausserordentlich taktsicher trabt - und wenn es nicht gerade gilt im gewaltigen Galopp neben der Mama her die Wiese zu durchmessen trabt sie tatsächlich mit herrlicher Aktion daher wie eine ganz Grosse - und wirft dabei alle meine bisherigen Theorien zum Thema "junge Fohlen" und "traben" schlicht über den Haufen:
bislang glaubte ich alle meine Fohlen seien Galoppiermaschinen von Geburt an - dieses hier lehrt mich besseres:
ganz eindeutig ein hochmotorisiertes Dreiganggetriebe direkt ab Werk und noch dazu von einem Hengst, bei dessen Anpaarung ich am allermeisten Wert gelegt habe auf eine "antrittstarke" Stute - wer hätte das gedacht...


Juni 2009: aus Bravo ist mittlerweile "Bunny" geworden, den Rufnamen trägt sie zurecht wenn man ihren Blick mitunter so sieht... ausserordentlich fidel und keck, und von Zeit zu Zeit vergisst sie offensichtlich dass sie eigentlich ein "Mädchen" ist ... 
Ihren ausserordentlich elastischen Bewegungsablauf hat sie sich bis heute erhalten und ich staune jedes Mal wenn ich sehe wie sie um Fabrice herumtrabt - einfach eine Augenweide!
 

                                                                  
                                     1. August 2009: Sonnenaufgang auf der Fohlenweide - aus dem strubbeligen Bunny wird eine hinreissende Diva!


27. Juni 2012

Am letzten Wochenende ist Bunny in Münster eingezogen.
Was habe ich mich darauf gefreut, dieses herrliche Pferdchen endlich hier bei mir im Stall zu haben!
Seit ich vor zwei Jahren ihre Schwester La Jeanne völlig unbeabsichtig selber angeritten habe (La Jeanne sollte damals eigentlich direkt zu Seb und Helen zum anreiten) und diese Zeit des selber anreitens mir wohl die grösste Freude überhaupt beschert hat, eben weil die Dinge eine so unglaubliche und konstruktive Eigendynamik entwickelt  haben, war klar:
wenn Bunny drei Jahre alt ist, reite ich sie auch selber an!
Dieses Vergnügen wollte ich mir um nichts in der Welt nehmen lassen!  
Nun ist sie also da, diese wohl schönste Tochter meiner Fabrice, und heute habe ich bereits das erste mal draufgesessen.
Zeit für unsere Geschichte.

                                                                 Anreiten einmal anders - das zweite selbst gezogene Pferd unterm Sattel.

Als Bunny am Wochenende in Münster ankam war klar, dass das Pferdchen erstmals in einer völlig neuen Umgebung ganz sicher verstört sein würde.
Aus den Erfahrungen mit ihrer Schwester La Jeanne zwei Jahre zuvor hatte ich gelernt. Als Jeannie damals vom Hänger stieg war sie so verstört, dass sie keinen Schritt allein machen wollte. Verständlich.
Eine ganz wesentliche (wohl die grösste) Rolle in Jeannies stressfreier Ausbildung und dem ebenso stressfreien Kennenlernen ihrer neuen Welt spielte damals Silas.
Da lag es also nahe, meine charmante schwarzbraune Geheimwaffe direkt am Anhänger anzubinden und sogleich zur Hand zu haben, sobald Bunny überhaupt herausgeklettert war.
Die Rechnung ging auf. Statt aufgeregt und verstört in die neue Welt zu starren poussierte Bunny vom ersten Augenblick zwar nicht weniger aufgeregt, aber doch gänzlich unverstört mit Silas - und der gab wie immer sogleich sein Bestes!
Sanftes anknabbern und beschnuppern, eine irritierte aber ganz und gar überzeugte Bunny, die sogleich an der Schulter ihres neuen grossen Beschützers klebte.
Kein ziehen und zerren, kein aufgeregtes stocken oder stehenbleiben - Bunny marschierte sogleich an Silas' Seite dahin.
So hatte ich mir das vorgestellt.

Nun sind Pferde von Natur aus Lauftiere und Stress baut man am besten durch Bewegung ab - idealerweise uneingeschränkte, freie Bewegung.
Weshalb ich Bunny gar nicht erst in den Stall bringen sondern als allererstes mit Silas auf die Weide entlassen wollte, da sollten die beiden sich austoben bis natürliche Ruhe eingekehrt und der Stresspegel des jungen Pferdchens abgebaut war.

Dachte ich.  

Die Rechnung hatte ich offensichtlich gänzlich ohne Silas' betörende Wirkung auf das junge Pferdchen gemacht.
Der Weg am Dressurplatz und der neuen Halle vorbei über den Wall gestaltet sich noch recht konfus, Bunny sprang mal auf und mal neben dem Wall vor und hinter Silas her, es gab ja soviel zu gucken und zu bestaunen.
Als wir dann auf der Wiese ankamen und die Halfter runter waren hatte ich eigentlich mit explosivem davontoben meines neu gefundenen Traumpaares gerechnet.
Das Gegenteil war der Fall.
Silas klebte an Bunny und machte ihr eindrücklich und erstmals in ihrem Leben klar, dass sie ein Mädchen war. Und was für eines!
Bunny war hingerissen.
Wer kann einem solchen Kerl auch schon wiederstehen?   
Die beiden standen in schönster Eintracht mitten im Gras und liessen die Köpfe fallen und taten, was Pferde gemeinhin am liebsten tun:
Fressen.
Stress?

Man lernt eben immer dazu.
Aufregung gab es dann aber dennoch, denn Bunnys Mutter Fabrice ist derzeit noch die Dritte im Bunde in Münster und war bislang die Nummer Eins an Silas' Seite.
Und es war klar, dass Fabrice "not amused" sein würde über diese neue Konkurrenz in Person ihrer Tochter.
Mein Vertrauen in Silas jedoch ist unerschütterlich und sollte es auch bleiben.
Silas würde das schon regeln.
Und das tat er auch.

                                                          

Kaum war Fabrice als Dritte im Bunde dazu gekommen, ging Silas dazwischen und sorgte stets dafür, dass es zu keinerlei Anfeindungen zwischen Mutter und Tochter kam. Als ich mein Trio dann später am Abend von der Weide in den Stall holen wollte war es tatsächlich Silas, der geschwitzt hatte, so sehr war er in seiner neuen Aufgabe als Beschützer aufgegangen. Die Damen dagegen zierte kein einziges nasses Haar ...
Stallmeister, Freund und Pferdeflüsterer Tönne stand lachend daneben und kommentierte:
"Siehste Silas, so sind die Weiber - da hast du nun eine echte Aufgabe!"
... und ich sehe jetzt schon kommen, dass Tönne Silas' Futterration in den nächsten Wochen verdoppeln wird - das hat er dann wohl redlich verdient ...

                                

Am nächsten Tag stand dann der erste gemeinsame Ausritt mit Bunny an der Hand und Silas als Führpferd auf dem Programm und ich war so gespannt!
Ihre neue Umgebung sollte sie ja nun erst einmal richtig kennenlernen und es gibt so viel zu sehen für ein junges Pferd, das ausser seiner Fohlenheimat gar nichts kennt und nicht weiss, was im Gras gestapelte Cavalettis sind oder bunte Sprünge und Fänge, wieso manche Pferde mit Reiter über die Plätze galoppieren und andere zwar ohne Reiter, dafür aber mit furchterregenden Weidedecken auf den Wiesen angetobt kommen ...
Und erneut stellt sich mir die Frage, wieso grasende Koppelpferde einen gewöhnlichen Reiter zwar ignorieren, jedoch gänzlich ausser Rand und Band geraten wenn man ein Führpferd mit sich führt...?
Ganz besonders wuschig ist die Wirkung blonder Shetlandponies, wenn sie in ihrem rasseeigenen Trabstakkato auf den Zaun zu trommeln und ein junges Pferd am Strick gänzlich aus der Fassung bringen ... Auf zwei Beinen sprang Bunny neben uns daher und wurde gross und grösser, den Schweif auf dem Rücken machte sie Anstalten an Silas vorbei zu galoppieren.
Das war nun so ein Ding.
Als Reiter hat man absolut keine Chance, wenn das Handpferd tatsächlich davonzugehen droht. Dessen war ich mir wohl bewusst und sass still im Sattel, den Strick in der Hand, die Situation auf mich zukommen lassend.
Sollte Silas sich inspirieren lassen, wäre unsere kurze Reise bereits hier zu Ende. Das Handy hatte ich dabei, Tönne zur Hilfe rufen (wenn ich denn noch kann) ist oberstes Gebot. Solang Bunny Anstalten machte, an Silas' Schulter als Zweite im Bunde zu mir in den Sattel zu  klettern, blieb Silas in der Tat ungerührt. Ohren zur Seite geklappt - was soll die Aufregung?
Als sie dann aber drohte nach vorn und an ihm vorbei zu stürmen, biss er sie mit angelegten Ohren einmal nachdrücklich in den Hals.
Zack!
Vorbei gibts nicht!
Das sass.
Fortan stand der Hase mit dem Schweifchen auf dem Rücken laut trompetend neben uns und lugte angespannt über Silas' Hals hinweg auf das bedrohliche Shetlandpony. Dabei wurde sie gross und grösser. Und Silas stand unbeeindruckt unter mir. Der Hase legte den Kopf auf seinen Hals (ein Bild für die Götter!) und beobachtete das Shetti aus sicherer Entfernung - und wurde wieder zusehens kleiner. Ich sass im Sattel und wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollt ob dieses Schauspiels meiner beiden Heroen. Den Strick noch immer locker in meiner Hand und unter mir ein Silas, der die Situation rettet und beherrscht wie kein Zweiter - was für ein Pferd!
Als Bunny sich beruhigt hatte und wieder auf Normalformat zurückgeschrumpft war, haben wir unseren Ritt fortgesetzt. Ich war mir nun sicher, dass ich (pardon: Silas...!) die Situation beherrschen würde, selbst als auf der nächsten Wiese eines der in wüst wallende Weidedecken gehüllten Sportpferde mit Karacho hinter uns hergestürmt kam und Bunny erneut zu einem Sprung auf zwei Beinen ansetzte. Silas blieb ruhig, biss sie einmal in den Hals und trottete ruhig unter mir dahin.
Grinsen, grinsen....
Mutig schlug ich nun den Weg entlang der Bahnschienen zum Bahnübergang ein - dahinter liegt unsere Rennbahn. Bunny marschierte aufgeregt aber kontrolliert neben uns daher bis - ja, bis plötzlich wie aus dem Nichts das Andreaskreuz in schrill rot weisser Leuchtfarbe bedrohlich vor ihr auftauchte.
Sie tanzte auf der Stelle neben uns daher und es war klar:
das war denn doch des Guten zu viel.
Also Rückzug und den Ausritt in anderer Richtung fortgesetzt. Diesmal näherten wir uns dem Bahnübergang von vorn und sie konnte Schranken und Schilder von weitem als solche erkennen. Alles gut. Wir drehten ein paar Volten direkt vor dem Bahnübergang, sie konnte sich alles in Ruhe ansehen und tat das auch, dann war es auch gut. Entspannt und in Ruhe zurück in den Stall, das Pferdchen hatte für den ersten Tag mehr als genug Eindrücke zu verkraften.
Weshalb Tag zwei ein reiner Weidetag zu dritt wurde und ich erst am nächsten Tag neugierig war, was sie wohl tun würde, wenn ich ihr eine Decke auf den Rücken legte? 
Sie zeigte gar keine Reaktion.
Selbst als ich einen Bauchgurt dazu nahm gab es keine Reaktion.
Angurten, festgurten. Keine Reaktion.
Sattel?
Versuchsweise einen Sattel auf die Decke und wieder keine Reaktion.
Angurten, festgurten und gesattelt grasen und spazieren gehen.
Das war der dritte Tag.

                                                                       

Tag vier.
Eigentlich wollte ich heute nur spazieren reiten und den Weg über den Bahndamm auf die Rennbahn fortsetzen. Anders als mit Jeannie seinerzeit war das auch mit Bunny gar kein Problem. Der Bahndamm, die Schilder und vor allem der Gummibelag zwischen den Schienen machten sie zwar aufmerksam, aber in keiner Weise mehr aufgeregt. Sie marschierte lässig neben Silas daher, so dass wir unseren ersten Trab einlegten.
Hei, was war das für ein Trab! Das rote Pferdchen flog geradezu neben Silas daher und schnaubte fröhlich dazu - ein roter Gummiball, Elastik pur! Ein Traum!
Mit richtig Freude im Bauch kehrten wir heim und drehten auf dem Rückweg noch ein paar Runden über den Springplatz. Dieser Platz ist nach starkem Regen der reinste Wattboden und federt, dass es eine Freude ist (nebenbei spritzt es auch gewaltig, aber das gehört dazu). Bunny trabte neben und zwischen den Sprüngen schwungvoll und elastisch daher - ich war begeistert!

Nun hatten wir auch Zuschauer heute abend und Burkhard stand dabei und war beeindruckt von dem Pferdchen.
Er kam mir gerade Recht, denn wer beeindruckt ist, der hilft auch sicher gern mal aus -?
Also ab in den Stall, Sattel drauf und Burkhard gebeten das Pferdchen locker vor Silas zu stellen und nur darauf zu achten, dass sie schön mit ihrem Kopf bei Silas bleibt, mehr nicht. Darauf hob er mich sachte auf den Sattel, so dass ich erstmal nur darauf liegen konnte.
Keine Reaktion des Hasen, sie war vollauf mit Silas beschäftigt (oder er mit ihr, wie man's eben nimmt :-).
Burkhard hatte nur den Strick lose in der Hand. Ich konnte mich derweil in Ruhe aufrichten und das Bein über den Sattel legen, nach den Bügeln angeln und sass entspannt im Sattel. Immer noch keine Reaktion von dem Hasen, die immer noch mit Silas beschäftigt war.
Sehr schön.

Und so spazierte Burkhard mit uns los, die Stallgasse rauf und runter, Bunny am Halfter völlig entspannt, an Silas vorbei und wieder zurück - alles gut.
Einparken vor Silas und in Ruhe absteigen - fertig.
Hase angeritten :-)

Und das sind sie dann wieder, die kleinen Dinge im Leben, die einfach die grösste Freude bescheren!
Ich bin heute abend von meinem Pferdchen gerutscht und fortan auf rosa Wölkchen durch den Stall geschwebt - was für eine Freude!
Und ich kann nur wiederholen, was ich bereits vor zwei Jahren zu exakt diesem Moment schrieb, als ich das erste Mal auf La Jeanne sass und Tönne mich die Stallgasse auf und ab führte:
das erste Mal gänzlich unbeschwert auf dem eigenen selbstgezogenen "Fohlen" sitzen - es sind dann eben doch die kleinen Dinge im Leben, die den grossen Unterschied machen! 

Tag fünf

Heute morgen stand dann wie geplant das erste Reiten mit Tönne auf dem Programm und tatsächlich wurde Bunny heute das erste Mal aufmüpfig.
Mädchen!
Ich hatte sie neben Silas schon auf die Stallgasse gestellt und gesattelt, als Tönne kam und sie lose am Strick hielt. Aufsteigen wurde heute bereits allein vom Bock aus praktiziert, Tönne hielt nur auf der anderen Seite den Bügel gegen und alles war gut, entspanntes Pferdchen. Und irgendwie war mir klar, das Tönne sich nicht lange mit Auf und Ab auf der Stallgasse aufhalten würde - das echte Leben spielt sich numal draussen ab. Mir sollte das nur recht sein. Nachdem er sie noch eine Weile am Kopf betüdelt hatte, marschierte er dann auch gleich raus mit uns vor den Stall und über den Hof. Einmal die grosse Runde um das Stallgebäude und da gibt es viel zu sehen und zu hören... Das bedrohliche Tackern des Weidezaungerätes, der morgentliche Berufsverkehr, da knattert auch schonmal ein dicker Laster vorbei.
Ein paar mal blieb sie stehen und guckte, aber Tönne hat sie immer wieder gelassen motiviert und ich hab eigentlich gar nichts gemacht und mich nur tragen lassen.
Einmal ganz rum und wieder an der grossen Stalltür vorbei, da stand Silas ja nun noch auf der Stallgasse und sah uns entgegen.
"Heh!" sagt der Hase - "da will ich jetzt hin!"
"Nein," sagt Tönne, "du kommst noch ne kleine Runde mit!"
"Nee," sagt der Hase, "ganz sicher nicht!" und schüttelt zornig das hübsche Köpfchen und will tatsächlich steigen!
Donnerwetter, denk ich, die hat ja doch ihren eigenen Kopf!
Tönne hat ihr energisch geflüstert, dass es so nun aber nicht geht und bitte weiter, junge Dame!
Die junge Dame lässt sich zu einer halben Runde überreden, schüttelt dann aber wieder zornig das hübsche Köpfchen und haut die Füsschen in den Boden.
Tönne wird energisch - Bunny steigt tatsächlich auf zwei Beinchen!
Ich hatte die Hände in der Mähne und hab sie machen lassen (was sollt' ich auch tun?), Tönne hat das schon im Griff.
Er hat mit ihr geschimpft, die Tonlage reichte eigentlich, das Pferdchen besinnt sich eines Besseren und wir einigen uns auf einen Kompromiss.
Ein paar Schritte noch in die andere Richtung und dann zurück zum Stall.
Lachen musste ich, als wir dann vor der Stalltür ankamen und eigentlich schon klar war, dass unser morgendliches Training beendet war. Dennoch musste Bunny erst noch einmal zornig das Köpfchen schütteln, so als wolle sie auf jeden Fall das letzte Wort behalten!
Mädchen eben!

Und während ich mich auf den Weg ins Büro machte, stand meine Dreierbande bereits zufrieden auf der Weide.
Nach Feierabend war es mir dann ein Anliegen, unser Lernpäckchen von heute morgen zu wiederholen. Das konnte ja nun nicht angehen, dass die kleine Ziege mit ihrem hübschen aber gleichermassen dicken Köpfchen und solchen Marotten daherkam. Also das Pferdchen erneut gesattelt und allein mit ihr am Strick um den Stall spaziert. Silas blieb wohlweislich in der Box, den zusätzlichen Magneten auf der Stallgasse wollte ich mir heute bewusst sparen. Die Rechnung ging auf. Madamchen zierte sich ein wenig aber lief dann brav mit. Als Burkhard kam waren wir bereits warmgelaufen und er staunte nicht schlecht, als er heute nur noch gegenhalten musste und das Aufsteigen vom Bock aus von ganz allein funktionierte. Ob wir denn nun wieder die Stallgasse rauf und runter marschieren sollten? Nein, Burkhard, heute spazieren wir nach draussen! Immerhin ist das Pferdchen nun ja schon den zweiten Tag unter dem Sattel... Noch ein Staunen und los gings.
Und siehe da: die Stallrunde klappte einwandfrei ohne zögern und kleben und weil es so schön war, sind wir gleich bis auf den Springplatz weitermarschiert und Bunny lief völlig unerschrocken eine grosse Runde am Halfter neben Burkhard her. Burkhard war gleichermassen beeindruckt wie ich begeistert und ich bin heute abend mit grosser Befriedigung von meinem Pferdchen gerutscht - Konsequenz muss schon sein, und wenn es dann so funktioniert, haben alle Beteiligten was gelernt. Wir werden sehen ob unser heutiges Lernpäckchen dann auch morgen früh bei Tönne noch sitzt.         
 
Tag sechs und die etwas andere Lerneinheit

Die Umstände machten es erforderlich, dass Silas heute morgen bereits als Verladehilfe und Anhängerbeistellpferd quer durch Münster reiste. Zurück auf dem Hof bot es sich an die Gelegenheit zu nutzen, so dass Silas gleich ein weiteres Mal als Verladeübungspferd zum Einsatz kam, bevor er überhaupt ausgestiegen war. Mit der Müslischüssel in der Hand sass ich auf der Anhängerrampe und Bunny stand lose am Strick davor. Skeptisch zunächst, dann siegte ihre Neugier. Ein Fuss auf die Rampe und noch einer und nachdem die Nase das erste Mal in die Müslischüssel eingetaucht war, war auch das langweilig. Da stand sie nun halb im Hänger und sah sich um. Silas dagegen war gar nicht gelangweilt von der Müslischüssel sondern forderte nachdrücklich seinen Anteil. Den sollte er auch haben.
Und wie Mädchen eben so sind:
Ganz egal wie gering das Intreresse ist - sobald ein anderer es hat, wird es plötzlich hoch interessant und man will es für sich!
Silas Müsli fressen hören und sehen und selber nichts davon in Reichweite zu haben, das konnte der Hase nicht ertragen. Schwupps, stand sie neben ihm im Hänger.
Ein paar Bissen, dann marschierte sie gelangweilt wieder runter. Müsli war nun uninteressant, Anhänger auch.
Ein Apfel tat es jedoch genau so gut. Auf der Rampe sitzend knabberte ich geräuschvoll vor mich hin, die Rechnung ging auf. Stück für Stück kam Bunny ein zweites mal zu uns in den Hänger. Ich war begeistert wie zwanglos und entspannt unsere kleine Lerneinheit funktionierte!
Zufrieden hab ich Bunny wieder aus dem Hänger raus geschoben und schwebte erneut auf einem kleinen Wölkchen mit meinen beiden Rössern durch den Stall.
Doch wie das so ist:

Hochmut kommt vor dem Fall.

Wenn einem der Erfolg zu Kopf steigt, wird alles was man danach anpackt schnell kontraproduktiv.
Ambitioniert bat ich also unseren Olli, ob er sich auf Silas setzen könnte und erstmals in der Halle mit uns traben würde?
Klar tat Olli mir den Gefallen gern, und das Schicksal nahm seinen Lauf.    
Im Schritt marschierte der Hase brav mit mir auf dem Rücken neben Olli und Silas daher, wir wurden übermütig und trabten an. Bunny wurde wuschig und das hätte mir eigentlich ein Zeichen sein sollen. Aber Hochmut kommt eben vor dem Fall. Ein zweites Mal antraben und der Hase bockte los, und zwar gewaltig. Olli hatte gar keine Chance sie in Ruhe neben sich zu halten und es kam wie es kommen musste:
Ich flog im hohen Bogen aus dem Sattel und lag mit der Nase im Sand.
Aus dieser Persepktive hatte ich unseren Hallenboden in all den Jahren noch nie kennengelernt.
Geradezu päpstlich, eigentlich...
Der Hase war davongestoben, Olli sass erschrocken auf einem gänzlich verblüfften Silas, der sich seinen Hafer heute in jeder Hinsicht bereits mehrfach redlich verdient hatte. 
Ich sass derweil im Sand und ärgerte mich furchtbar über meine eigene Dummheit. Während Jeannie seinerzeit schon des öfteren ausgiebig gesattelt als Führpferd neben Silas hergetrabt war, bevor ich mich damals überhaupt erstmals zum gemeinsamen Traben in den Sattel gesetzt hatte, war Bunny noch nie unter dem Sattel getrabt. Man sollte den zweiten Schritt eben nie vor dem ersten machen. 
Um die Sache mit einem positiven Abschluss zu beenden stieg ich erneut auf und wir ritten noch einmal im Schritt durch die Halle. Alles gut.
Ich hatte meine Lektion gelernt und ab morgen steht nun erstmal freilaufend traben unter dem Sattel auf dem Programm, und zwar in aller Bescheidenheit.
Hochmut ist eine gänzlich ungeeignete Eigenschaft zum anreiten junger Pferde...

Tag sieben

Genau eine Woche ist Bunny nun in Münster und heute habe ich getan, was ich schon längst hätte tun sollen:
ich habe sie mit Sattel in der neuen Halle einfach mal frei laufen lassen.
Was als kleine Gewöhnungsübung fürs Pferd und der persönlichen Meinungsbildung für mich geplant war, sprach sich schnell auf der Stallgasse rum und ich war erstaunt, welch grosses Publikum sich plötzlich überaus interessiert zu unserem ganz persönlichen freilaufen einfand.
Tatsächlich trifft Bunny seit ihrer Anwesenheit hier bei uns im Stall auf grosse positive Resonanz - das Pferdchen ist ein echter Blickfang und sie hat sich in der Tat in dieser einen Woche prächtig entwickelt. Von dem Biaffrakind, das sie noch im Frühjahr war (Fabricechens Kinder sind in diesem Alter allesamt noch recht "min") ist sie weit entfernt. Tönne's handverlesene und gern gut bedachte Fütterung wird das ihre dazu tun...
Vor versammelter Manschaft habe ich sie also in die neue Halle geführt und ihr alles gezeigt. Als der Strick los war und ich sie sachte zum antraben aufforderte passierte zunächst gar nichts, doch dann kam im Antraben exakt die Reaktion auf den Sattel, die sie tags zuvor unter mir auch gezeigt hatte - heftig ausschlagen, buckeln, kurzes klemmen, und dann marschierte sie los.
Ich war erleichtert zu sehen, dass sie genau so reagierte, sprach es doch dafür, dass ihre Eskapaden am Vortag mit mir im Sattel eine ganz natürliche Reaktion auf die ungewohnte Sattelbelastung in der Dynamik der Trabbewegung waren.
Kurz drauf liess sie auch im Schweif los und marschierte locker daher. Ich habe gar nichts gesagt und mir nur die Augen gerieben. Dieses Pferdchen ist mit einem Hinterbein gesegnet, das mich sofort an die prominente Damon Hill Tochter Damon's Delorange erinnerte. Zackig, energisch, kraftvoll und leichtfüssig. Selten sieht man Belissimo-Kinder mit einem solchen Abfussen. Als kurz darauf dann aus dem Publikum ganz spontan die ernstgemeinte Bitte um eine Auftrags-Wunschanpaarung an Damon Hill kam musste ich lächeln:
Da hatte tatsächlich jemand die selbe gedankliche Assoziation wie ich sie hatte! Und sie kam aus berufenem Mund, worüber ich mich umso mehr gefreut habe.
Nachdem die Spannung aus dem Pferdchen raus war, zog sie lässig und mit pendelndem Schweif ein paar Bahnen um uns herum. Wir hatten alles gesehen und mehr war nicht nötig. Für nötig befunden habe ich allerdings, sie künftig vor dem Reiten einfach mal desöfteren gesattelt laufen zu lassen. Wenn Spannung drin ist, soll sie auch raus. Idealerwiese ohne Sabine als zusätzliche Belastung im Sattel, derer sie sich dann auf ihre Art entledigt ...
Zurück im Stall erfolgte das erste Auftrensen und anders als Jeannie seinerzeit scheint Bunny kein Problem mit der Trense und dem Gebiss zu haben. Das Problem, das sich stellte, war ganz anderer Art:
Es gab nirgendwo eine Trense, die klein genug für ihr Köpfchen war...
Weshalb ich also nun losziehen und eine Vollbluttrense für sie kaufen werde, anders ist ihrem kleinen Köpfchen ganz offensichtlich nicht gerecht zu werden.  



8.7.2012

Was lange währt wird endlich gut:
Bunny ist tragend von Don Frederic!
Nach drei erfolglosen Besamungen zu Hause habe ich Bunny schweren Herzens im Juni nach Mühlen gefahren. Schweren Herzens deshalb, weil ich dem jungen Pferd den Stress und die fremde Umgebung eigentlich ersparen wollte.
Die Mühen haben sich gelohnt und wieder einmal darf ich feststellen:
es geht eben nichts über den professionellen Service einer guten Station!
Ganz sicher machen wir zu Hause auch nicht alles verkehrt, dennoch weiss ich aus mehrfacher eigener Erfahrung zu schätzen, dass das Team in Mühlen ganz offensichtlich vieles noch besser macht. Bis heute wurde ich nie enttäuscht, wenn ich mich in der Vergangenheit dazu durchgerungen hatte, eine meiner Stuten dort auf Station zu stellen.       
Bunny's Trächtigkeit bestätigt die Richtigkeit dieses Entschlusses und ich bin dankbar und froh, sie nun endlich sicher tragend zu wissen!
Weshalb diese Trächtigkeit Vorrang hat vor allem anderen und ich unserem Anreiten nun gern mit noch grösserer Gelassenheit begegne:
Bunny wird wie geplant den Sommer entspannt hier in Münster bei Silas verbringen und wir werden sehen, wie weit wir kommen.
Nachdem sie sich mit der Umstellung einen leichten Husten gefangen hatte, der inzwischen aber wohl auskuriert scheint, lassen wir es nun wieder entspannt angehen. In der letzten Woche haben wir daher gänzlich auf physische Belastung verzichtet, sie lediglich an die Trense gewöhnt und verladen geübt. Letzteres praktiziert sie inzwischen von ganz allein und marschiert ohne Zögern auf den Anhänger.  



28.8.2012

Mittlerweile trabt und galoppiert Bunny entspannt unter mir auf unserer Rennbahn mit Silas daher, auf den langen Geraden sucht sie völlig zwanglos von sich aus nach der Anlehnung, ich sitze nur still im Sattel, lass die Hand stehen und das junge Pferdchen einfach unter mir machen - so schön!
Zeit für ein Update!
Kurzzeitig war nach meinem spekatkulären Abgang beim ersten Trabversuch in der Halle in der Tat der Wurm drin. Bunny war verschreckt und reagierte verspannt auf jedes Aufsitzen - ein echter Rückschritt und das hatte ich mir ganz allein zuzuschreiben. Gut, wenn man Freunde hat, die einem dann den richtigen Weg weisen ... Und so war es unser Olli, der die Situation aus eigenem dabei gewesen sein völlig richtig einschätzte und sachlich riet:
"Mach dich nicht verrückt! Du brauchst jemanden, der dir jetzt weiterhilft und das junge Pferd mit der nötigen Routine einfach über euer beider Schreckmoment hinweg reitet - frag Nuno, der kann das!"
Olli das sagen hören und wissen, er hat Recht, war eins. Dumm nur, dass Nuno grad im Urlaub weilte...
So ging es also erst im August weiter mit Bunnys Ausbildung und Nuno war goldrichtig - er kam, beguckte sich die locker unter dem Sattel freilaufende Bunny in der Halle, stieg auf und ritt los. Einfach so.
Ihre Anspannung der ersten Momente ignorierte er einfach und seine Anweisung an mich (ich hatte das Pferdchen am Strick, das Halfter über der Trense, und führte ihn zunächst noch aussen rum) lautete treffend und klar:
"Sabine! Jetzt entspann dich aber selber mal! Du hältst ja die Luft an und wartest geradezu darauf, dass was passiert! Werd' endlich wieder gelassen! Die ist doch ganz brav!"
Jawohl Nuno...
Und als eine Runde später die Aufforderung kam, "jetzt mach den Strick mal los und lass mich alleine reiten, die macht das schon!", gingen mir in der Tat die Augen über. Nuno sass auf meinem braven aber noch etwas unsicheren Pferdchen, buffte sie unbeeindruckt mal in die Seite und wies sie nach vorn und Bunny trabte völlig cool unter ihm dahin. Runde um Runde, als hätte sie nie etwas anderes getan. Der Schweif pendelte locker und das Köpfchen trug sie in schönster Selbsthaltung. Und Nuno ritt, dass es eine Freude war.
So ist das, wenn einer völlig unbeeindruckt mit der nötigen Routine im Sattel sitzt...
Als Nuno dann nach einigen Runden und problemlosen Handwechseln entspannt im Schritt auf mich zugeritten kam, meinte er selber ein bisschen verlegen:
"Also... ich will dir ja nicht zu nahe treten... aber das kannst du auch selber! Morgen setzt du dich drauf!"
Wer bin ich, einem solchen Bùb zu widersprechen, der offensichtlich weiss was er tut und sagt und das auch eindrucksvoll unter Beweis stellt?
Viermal kam Nuno morgens früh um sieben und ich hatte Bunny jedes Mal gesattelt ein paar Runden frei in der Halle laufen lassen, dann setzte er sich drauf, ritt sofort aussen rum und galoppierte bereits am zweiten Tag mit ihr an. Probleme gab es nie. Bunny funktionierte einfach unter ihm.
Ich stieg nach ihm drauf und gab mein Bestes. Hallenreiten und Ecken ist allerdings einfach nicht mein Ding auf einem jungen Pferd und wenn ich auch weit davon entfernt war, sie ebenso bilderbuchmässig rund wie Nuno aussen rum zu reiten, so hatte er doch völlig recht:
"Die ist so brav, die will ja alles richtig machen!"
Nuno hatte den Knoten in meinem Bauch gelöst, und den in Bunnys Kopf gleich mit. Genau so, wie Olli es gesagt hatte.
Ich war so froh!

Nun konnte es weitergehen und ich brannte darauf, endlich aus der Halle raus zu kommen und das Pferdchen eckenbefreit draussen im Freien zu reiten.
Und natürlich war Assi zur Stelle, die bereits vor zwei Jahren so wertvolle Dienste geleistet hatte und immer mit Silas als Führpferd vorweg geritten war, als ich La Jeanne anritt. Assi freute sich geradezu zu hören, dass es nun endlich mit Bunny auch so weitergehen sollte und wir machten unsere wertvollen gemeinsamen Erfahrungen.
Während Nuno Bunny stets allein ritt und sie sich beim aufsitzen noch merklich anspannte aber brav war, gab es diese Anspannug vom ersten Tag unseres gemeinsamen Unternehmens mit Assi und Silas nicht mehr. Kaum stand Silas neben ihr konnte ich bei loser Zügelverbindung aufsteigen, das Pferd blieb locker und spürbar entspannt. Silas war da, Bunny war total gelassen. Sabine auch. Assi ritt los, Bunny marschierte hinterher, treiben war nicht nötig. Ich konnte mich auf einen ruhigen Sitz und Zügelführung konzentrieren und gar nicht schnell genug aus der Halle raus kommen.

Die ersten beiden Male beschränkten wir uns auf überschaubare Runden rund um die Weiden, nur im Schritt. Beim dritten Mal ging es bereits um das grosse Stoppelfeld und wir bauten die ersten Trabtouren ein. Alles ohne Probleme. Am vierten Tag überquerten wir erstmals auch die Bahnschienen, die Jeannie damals so aus der Fassung brachten, Bunny jedoch hatte damit gar kein Problem und schritt lässig hinter Silas daher. Da waren wir also auf unserer Rennbahn angekommen und hatten schöne lange Geraden zum Geradeausreiten. Die ersten ergiebigen Trabtouren aussen rum, alles kein Problem. Ich konnte die Hand stehen lassen und Bunny zog sich selbst gerade (Geraderichtung!) hinter und mitunter auch neben und vor Silas her. Am vierten Tag beschloss Assi, wir könnten es mal mit dem galoppieren versuchen und ich fand, sie hatte recht.
Silas galoppierte an, ich klopfte Bunny leicht mit der Gerte auf die Schulter und nach ein paar Sekunden galoppierte sie an.- lässig! Hinter und später auch neben Silas her galoppiert sie unter mir dahin, als habe sie nie etwas anderes getan. Kein quetschen, kein treiben, kein ausfallen, wie das sonst so beim anreiten bei jungen Pferden in der Halle üblich ist - Bunny war völlig entspannt und galoppierte locker und rhythmisch dahin.
Das waren Glücksmoment pur und Assi teilte meine Freude an unserem gemeinsamen Unternehmen - ein tolles Team!
             
Danach optimierten wir unsere Trainingseinheiten von Mal zu Mal mehr:
kein freilaufenlassen in der Halle mehr vorweg, aufsitzen direkt auf der Stallgasse vom Bock aus, Silas stets daneben und los gings nach draussen über die Felder auf die Rennbahn. Drei bis viermal die Woche drehen wir nun unsere Runden auf der Rennbahn und ich muss mich inzwischen sehr beherrschen, nicht zu viel zu machen. Das Pferdchen ist mit seinen drei Jahren noch ausserordentlich zart und fein, ein typisches Erbe ihrer Mutter in dem Alter. Bunny schwingt locker in ihrem naturgegebenen Takt unter mir daher und nimmt Silas aufgrund ihres muttergegebenen energischen Abdrucks und Abfussens auf den langen Geraden reichlich Meter ab - und das, obwohl sie noch ein ganzes Stück kleiner ist als er. Mitunter geht sie, ganz wie Jeannie damals auch, von sich aus forsch vorweg und ich freue mich jedes Mal darüber, wie selbstverständlich sie an Routine dazu gewinnt und lernt - so muss das sein!  

Es sind eben doch die kleinen Dinge, die die grösste Freude bereiten!


28.9.2012

Nachdem Fannie Mae, Ionia xx und Fabrice bereits in der letzten Woche auf dem Hof Altepost nochmals auf Trächtigkeit untersucht wurden, ist Bunny heute als letzte im Bunde bei Dr. Ahlswede vorstellig geworden. Dank meiner beiden tatkräftigen Helfer Tönne und Silas gestaltete sich das Ganze zu einem unbeschwerten und geradezu putzigen Unterfangen:
Silas marschiert auf den Anhänger- Bunny hinterher.
Silas marschiert beim Doktor in den Stall und in den Deckstand - Bunny hinterher.
Der enge Deckstand war Silas dann allerdings doch nicht ganz geheuer (verständlich, wer hat auch schon von einem Wallach im Deckstand gehört?) und er flog sogleich aufgeregt schnaubend wieder raus - liess sich dann aber doch dazu überreden in Ruhe davor abzuwarten, bis Bunny fertig war. Entspannt konnten wir das Duo (und eigentlich ist es ja nun ein Trio...) dann wieder heimfahren. Und es macht mich immer wieder lächeln zu sehen, wie unkompliziert die dreijährige Bunny ihrem Silas vertrauensvoll überall hin folgt. 

Nun ist sie also seit drei Monaten sicher tragend und ich kann es gar nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht!
 

                                                                                
                                                                                                                        mein Lieblingsbild: der typische "Bunny- Guck!"
29.9.2012

Endlich Fotos unterm Sattel!

Mit der neuen Kamera ausgestattet (liebe Mel, ich habe den Sprung zu Canon nun auch endlich vollzogen!) habe ich Maike heute gebeten, "einfach mal draufzuhalten!" - mal gucken was der Zoom so hergibt.
Einfach immer schön, im Stall auf Gleichgesinnte zu treffen, die auch gern fotografieren. Tausend Dank an Maike, das hast du fein hingekriegt!

Bunny unterm Sattel macht einfach Spass - Silas ist stets dabei, und doch lernt sie ihre Unabhängigkeit vom Führpferd zwanglos Schritt für Schritt, läuft von sich aus mal nebenher und mal vorweg, ich muss nicht unnötig treiben und es gibt kein klemmen. Inzwischen geht es auch auf dem Reitplatz und in der Halle recht diszipliniert aussen rum, wenn es denn unbedingt nötig ist und das Wetter gar nichts anderes zulässt. Assi sorgt dafür, dass ich mich (wenn auch mit knirschenden Zähnen) in Hallendisziplin übe und so ist es allein Assi zu verdanken, dass Bunny mittlerweile immerhin auch eine vage Vorstellung von Bahnfiguren und Wechselpunkten hat...
Wie es auch allein Assi zu verdanken ist, dass Bunny ganz und gar vorschriftsmässig "aus der zweiten Ecke der nächsten kurzen Seite" heraus lässig angaloppiert - ginge es nach mir, übten wir unsere Tempiunterschiede nach wie vor ausschliesslich draussen im Gelände.
Junge Pferde reite ich nunmal am liebsten mit freier Sicht geradeaus nach vorn.   
      
Mitunter wird dann auch Bunny mal hektisch oder etwas wuschig, wenn auf den Weiden nebendran ein in raschelige Weidedecken eingepacktes Pferd plötzlich wüst hinter uns herstürmt. Mit ihren drei Jahren darf sie dann gern mal wuschig werden - man kann sie lässig darüber hinwegreiten.
Und wenn ich dann diese Bilder sehe, dann geht mir einfach das Herz auf:
so muss das sein, wenn man sein eigenes selbstgezogenes "Fohlen" reitet - so schön!

                                                          
 


                                                                        



                                                          


               
                                                                                       


... und weil es so schön war, haben wir am Sonntag gleich noch eine Fotosession abgehalten - Dank an Danny für den tollen Einsatz hinter der Kamera!

                         
                                                                       

                  
14. Oktober 2012

                                              

Mit Assi unterwegs - Jungpferdeanreiten leicht gemacht :-)
Bunny macht einfach nur Spass - eigentlich sollte das 3jrg Pferdchen schon längst wieder in die Stutenherde zurückgekehrt sein. Aber irgendwie kann ich mich nicht davon trennen ... die personifizierte Unkompliziertheit, und sie lacht mich jeden Tag auf's Neue an - so schön!
                                                                                   


21.10.2012

... ein herrlicher Tag und ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Ende Oktober eine kurze Hose aus dem Schrank gekramt hätte...!
Morgens früh um acht mit Andrea verabredet, Silas und Bunny zum ausreiten nach Warendorf  verladen (das funktioniert wie von selbst und dauert nur wenige Momente) und die dreijährige Bunny endlich das erste mal in ganz neuer Umgebung unter dem Sattel gefühlt - ein Traum! Zum krönenden Abschluss eines entspannten Rittes marschierte Andrea mit Silas ins Wasser und Bunny hinterher - was habe ich mich auf diesen Moment gefreut! Einmal mit Bunny im Wasser am DOKR... Die selbstbewusste kleine Tochter meiner Fabrice hat heute ihre ganz persönliche Stutenleistungsprüfung unter dem Sattel absolviert und mir dabei die grösste Freude im Sattel beschert.
Ein ganz und gar unkompliziertes junges Pferdchen, das die neuen Eindrücke neugierig und aufgeschlossen aufnimmt und Silas alsbald die "Pole-Position" in der fremden Umgebung von sich aus abnahm und forsch durch den Wald vorweg marschierte. Gut aufgelegt trabten die beiden am halblangen Zügel dann nebeneinander daher und vermittelten in erster Linie eines:
Lebensfreude pur!
 
                                                            
17. November 2012

Vier Wochen sind seit den letzten Bildern vergangen, und wie hat sich das dreijährige Pferdchen seither sichtbar weiter entwickelt!
Dreimal die Woche ist sie unterm Sattel, ein entspannter Spaziergang um die Rennbahn und danach ein paar Runden Trab- und Galopparbeit auf dem Springplatz - mehr ist nicht nötig, und mehr soll auch nicht sein. Bunny ist die helle Freude unterm Sattel!

                            
                                                              

30.12.2012

Das ganz persönliche Jahresabschluss-Highlight:
Die ersten Geländesprünge mit Bunny!
Hallengeländetraining in der Westfälischen Reit- und Fahrschule ist stets das schönste am Winter. Wenn man mit dem eigenen selbst gezogenen dreijährigen Pferd anreisen darf, um dort die ersten festen Hindernisse zu üben, ist es das Tüpfelchen auf dem "i"!
Noch grösser war meine Freude, als Martin Plewa sich persönlich anbot, mir früh morgens mit Rat und Tat dazu beiseite zu stehen. Besser kann man soetwas ganz sicher nicht arrangieren und bei dem Meister persönlich reite ich nunmal am allerliebsten.
Und so kam es, dass ich heute morgen noch im Dunkeln um sieben mit Silas und Bunny nach Handorf fuhr und das junge Pferdchen seine ersten Erfahrungen in der fremden Umgebung und einer beeindruckend voll gebauten grossen Halle mit reichlich festen Hindernissen sammeln konnte. Zunächst als Handpferd neben Silas marschierte Bunny neugierig und gänzlich unerschrocken durch die fremde Halle und beäugte die Hindernisse. Stressfrei. So sollte das sein.
Freundin Melanie war extra früh aufgestanden und angereist, um Silas als Führpferd vorweg zu reiten.
Liebe Mel: du bist ein Schatz! Einfach schön, wenn man solche Freunde hat!
Umsitzen, Mel auf Silas und Sabine auf Bunny, Meister Plewa kam und los ging's.
Mel auf Silas im Trabe vorweg und Bunny hinterher - kleine Sprünge, aber fremd eben und eine gänzlich neue Erfahrung für das junge Pferd. Die ersten ein, zwei Mal hupfte sie noch etwas zögerlich hinter Silas her, dann war es ihr eigentlich egal was da stand. Baumstämme, Hecken, kleine Gatter und auch schon etwas massivere Aufbauten - alles kein Problem. Nachdem sie jeden Sprung einmal von jeder Seite hinter Silas her gesprungen war, funktionierte das dann in der Folge auch allein. Das grösste Problem war tatsächlich ihr Fokus auf Silas, wenn er nicht vorweg marschierte und sie sich allein auf den Sprung konzentrieren sollte. Fluch und Segen eines Führpferdes:
wenn man so darauf geprägt ist wie Bunny auf ihren Silas, dann klebt sie auch schonmal wenn er dabei ist. Mel hatte das bestens im Griff und hielt sich stets hinter den Sprüngen auf, Bunny konzentrierte sich auf den Sprung und macht ihr Ding - herrlich!
Ein einziges schlecht angerittenes Vorbeilaufen, das war es dann aber auch schon mit den "Ausfallern". Echtes Reitvergnügen auf einem unroutinierten jungen Pferd! Es sind eben die kleinen Dinge im Leben, die stets die grösste Freude bescheren...
Seit La Jeanne im selben Alter vor zwei Jahren hier unter Martin Plewas Anleitung ihre ersten Erfahrungen sammelte und mir mit ihrer unglaublichen Souveranität damals das Sattelhighlight des Jahres 2010 verschaffte, habe ich mich auf diesen Tag gefreut - das wollte ich mit Bunny in dem Alter und an dieser Stelle unbedingt genau so machen!
Nun hat Bunny deutlich weniger Sattelerfahrung als Jeannie sie damals hatte, feste Hindernisse kennt sie gar nicht und auch Stangenparcours' ist sie noch nie gesprungen. Die Ansprüche waren also deutlich geringer, die Freude im Sattel jedoch unbenommen. Mit ihren dreieinhalb Jahren zeigt Bunny das gleiche souveräne Auftreten wie ihre Schwester vor zwei Jahren und das ist mir der schönste Beweis dafür, dass Jeannie's "Funktionieren" damals kein Zufall war.
Es kommt eben immer darauf an, wie man die Dinge angeht, und dann spielt es keine Rolle, wie jung und unerfahren ein Pferd ist.
    
Zum Abschluss fragte der Meister, ob ich nicht auch mit Silas noch ein paar Sprünge machen wollte?
Und ob ich wollte!
Seit dem letzten Winter hat Silas keine Geländesprünge mehr gesehen und war sofort bei der Sache. Aufmerksam, gelassen und engagiert zog er gleich alles an, was da an anspruchsvolleren Hindernissen und Distanzen auf uns zu kam - einfach schön!
Mein grosser Dank gilt Martin Plewa und Melanie, die mir am frühen Morgen einen rundum gelungenen Jahresabschluss mit meinen Pferden beschert haben. Es sind eben immer die kleinen Dinge im Leben und mit solchen Freunden an der Seite darf das neue Jahr nun gern kommen!


17.1.2013

Hoher Besuch!
Heute war Bunny's grosser Tag:
Reitmeister Johann Hinnemann hatte seinen Besuch angekündigt, um sich Bunny einmal unter dem Sattel anzusehen. Ich wollte seine Meinung zu dem Pferdchen hören und mir gern die rosa Züchterbrille ein wenig von ihm putzen oder auch ganz abnehmen lassen.
Tatsächlich hatte ich sogar den Dressursattel rausgekramt und eine Schabracke dazu gefunden, die noblen Dressurstiefel waren leidlich sauber (klar, die trage ich ja auch selten genug...), wann hatte ich bloss den Sattel das letzte Mal geputzt...?
Ich sass entspannt noch im Schritt auf dem Pferdchen, da fiel mir siedendheiss ein:
ich hatte nicht einmal Gamaschen drauf (nicht, dass ich das Pferd jemals mit Gamaschen geritten hätte...)
Aber dafür war es jetzt auch zu spät, der Wagen des Meisters rollte bereits auf den Hof.
Immerhin hatte ich das Stroh fein säuberlich aus dem Schweif gezupft denn ich war mir sicher, der Meister hätte nur bedingt Verständnis wenn ich ihm sagte, Stroh im Schweif sei gut, dann kommen sie hinten tiefer...

Ich war gerade dabei, mich aus der dicken Winterjacke zu schälen, die Handschuh zwischen den Lippen, und Johann Hinnemann begrüsst uns freundlich besorgt:
"Pass auf, nicht dass das junge Pferd sich wegen der Jacke erschrickt!"
Ich werf die Jacke auf die Bande, Bunny zuckt nicht mit dem Ohr, sie kennt das.
In der Tat, ein wenig engagierter dürfte sie sich ruhig präsentieren...

Johann meint, ich solle dann mal antraben, und los gings.
Ein paar Runden engagierter Trab, Ecken ausgeritten, nicht immer, aber oft, da tönt es auch schon:
"Jetzt galoppier mal!
Trab ist sehr schön!"
Hört, hört.
Bunny galoppiert auf den Punkt an, ich weiss, dass das ihre schwächste Gangart ist und mach etwas Druck. Gut durchgesprungen vorwärts an die Hand sollte es schon sein.
Zwei Runden aussen rum, da tönt es:
"Durchparieren, Handwechsel, und mal auf dem Zirkel - ruhiger! - ruhiges Arbeitstempo!"
Hmpf.
Zirkel links rum ist nicht mein Ding.
Links rum angaloppieren auch nicht. Meist galoppier ich sie rechts rum durch die Diagonale und lass sie dann von allein umspringen - wie des Meister's Schüler Michael Farwick mir stets zu sagen pflegte:
"Sabine! Jungen Pferden sollte man das alleinige umspringen gar nicht erst abgewöhnen!" (... und er hat ja so recht!)
Tatsächlich galoppiert Bunny auch links rum sofort richtig an, unser Zirkel ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch Johann ist zufrieden.
Jetzt will er den Schritt nochmal sehen, da wünschte ich sie mir mitunter dynamischer. Er meint jedoch, das sei alles in Ordnung so. Schritt ist ihre beste Gangart und der war schon bei Muttern stets unumstritten gut für eine acht.
Am Ende decken sich Johann's Eindrücke und seine angemessene Kritik in jeder Hinsicht mit meiner eigenen Einschätzung zu dem Pferdchen und mir fällt ein Stein vom Herzen. Rosa Züchterbrille hin oder her, gesunde Selbstkritk will gelernt sein, wenn ein langfristig angelegtes Zuchtkonzept Erfolg haben soll. Von Bunny bin ich überzeugt und Johann's Aussage "die kann man arbeiten, da kann man was 'draus machen!" ist mir gleichermassen willkommen und wichtig für Bunny's weiteren sportlichen und züchterischen Werdegang.    

Bunny's ganz persönliche "Sichtung" durch Johann Hinnemann war neben unseren ersten gemeinsamen Erfahrungen an Geländehindernissen bei Reitmeister Martin Plewa der letzte offizielle Termin, für den Bunny diesen Winter noch hier in Münster verbracht hat. Sobald die Witterung es nun zulässt wird sie zurückkehren in die Stutenherde auf den Hof Altepost und hoffentlich alsbald ihr gesundes Fohlen zur Welt bringen.         


4.6.2013

Bunny wird Mutter:
Daktari ist da!


27.6.2013

Ein hannoversches Märchen made in Westfalen:
Daktari ist das unumstrittene Siegerstutfohlen in Fröndenberg!

Von Sutenschauen und Schauerfolgen, Hannoveranern in Westfalen und dem Glauben an eine junge Stute, die einem einfach das Herz höher schlagen lässt ...

Züchterisches Engagement ist mitunter einer Dynamik unterworfen, die einen selber staunen macht.
Ein Freund von Schautiteln war ich nie, das echte Leben ist numal "unter dem Sattel" und nicht an der Hand. Darüberhinaus sind Fohlenschauen für einen Berufstätigen stets mit einem logistischen Aufwand und Kraftakt verbunden, der in allererster Linie eines fordert:
Gute Freunde und eine Menge davon. Denn um mit Stute und Fohlen zu einer Schau zu fahren bedarf es beherzter freiwilliger Helfer, die in der Regel auch alle berufstätig sind und denen man eine Menge abverlangt.Weshalb ich stets Hofbrenntermine vorgezogen habe und auch für die Eintragung meiner Stuten die Kommission auf den Hof bestelle. So war das auch für Bunny und Daktari bereits arrangiert.
Als mittlerweile langjähriger hannoverscher Züchter im Herzen Westfalens bin ich im Frühjahr dem Ruf einiger Züchterfreunde gefolgt und dem Hannoverschen Pferdezuchtverein Westfalen mit Sitz in Fröndenberg beigetreten. Und wie das so ist, wenn man sich gemeinsam für eine Sache engagiert:
"Sabine, du kommst doch bitte auch mit einer deiner Fohlenstuten zu unserer Schau - ?"
Oha ...
Da kam eigentlich nur Bunny in Frage, die als einzige meiner vier Fohlenstuten in diesem Jahr nicht wieder gedeckt wird, das Risiko des Resorbierens also nicht besteht, und die ausserdem selber noch ins Hannoversche Stutbuch eingetragen werden musste. Und tatsächlich reizte es mich, Bunny einmal öffentlich einer Kommission zu stellen, denn von diesem Pferdchen bin ich so überzeugt wie von keinem anderen... Drei Jahre lang habe ich an Bunny geglaubt und sie stets als "das beste Fohlen, das ich je gezogen habe!" bezeichnet. Seit dem letzten Jahr weiss ich, dass sie diesem Anspruch ganz sicher auch unter dem Sattel gerecht wird. So muss sich ein gutes Reitpferd anfühlen!
Und doch waren das eben alles meine eigenen subjektiven Eindrücke und ich weiss von rosa Brillen auf der Nase, die man selber mitunter gar nicht mehr wahrnimmt, so fest sind sie dort verwachsen...
Inzwischen ist meine Bunny sogar selber Mutter geworden und die kleine Daktari ist neben Carly ganz sicher mein absolutes Lieblingsfohlen in diesem Jahr. Und wenn auch Stutenfee Ingrid seit einiger Zeit orakelt "deine Daktari, die macht sich richtig doll, die kriegt Profil und Linien und hat auch richtig was drin!", so seh ich Daktari doch stets durch eine rosa Brille. Wie das eben so ist, wenn einem das Herz näher ist als der Verstand.
Weshalb ich Daktari aufgrund ihrer eigenen herzerfrischenden Bedienerfreundlichkeit zwar durchaus als potentiellen Fohlenkandidaten für Schau-, Transport- und Verladestress in Erwägung ziehen wollte, aber eigentlich ging es mir mehr um eine öffentliche Einschätzung meiner Bunny.
Und so kam es also, dass mein lieber Züchterfreund Heinz sich heute ebenso einen halben Tag frei nahm und bereit erklärte, mich mit meinem fuchsroten Gespann nach Fröndenberg zu begleiten. Stutenfee Ingrid stand wie üblich zuverlässig Pate bis zur Verladerampe auf dem Hof und tatsächlich war es auch gar kein Problem meine beiden roten Lieblinge mit Heinz' und Ingrids zuverlässig erprobtem Beistand auf den Hänger zu verfrachten. Wohl dem, der solche Freunde hat.

                                       

Und dann kam Fröndenberg... Eine herrliche Anlage und ein Willkommen von Mitgliedern eines Pferdezuchtverbandes, wie ich es selten erlebt habe. Das war einfach toll, hier haben wir uns vom Fleck weg wie zu Hause gefühlt!
"It's a people's business!" habe ich es in meiner Investmentbankerzeit immer wieder zu hören bekommen und begreifen gelernt.
Das trifft auf Pferdezucht ganz genau so zu. It's a people's business! Es sind immer die individuellen zwischenmenschlichen Begegnungen, die das Leben lebenswert und gefühlt erfolgreich machen. Im PZV Hanno-West bin ich heute ganz sicher mit Leib und Seele angekommen! (Von der Marzipantorte, dem Erdbeersahnekuchen, dem Butterkuchen und all den anderen Leckerein und der herzlichen Bewirtung mal ganz abgesehen...)

Ganz grossartig war Freund Heinz in seiner Empörung als er hörte, dass ich mit Bunny noch nie an der Hand getrabt war... Wie ich mir das denn bloss vorstellen würde, dass sie nun auf der Schau ordentlich an der Hand trabte?
Ich sagte "Heinz, die habe ich ein halbes Jahr unterm Sattel und IN der Hand gehabt, die hat Kultur! Natürlich trabt die auch an der Hand!"
Heinz blieb skeptisch und ganz und gar fassungslos ob meiner Ignoranz für Handtraberei...
Das war dann der Moment, als ich beschloss, es sei sicher besser ihm zu verschweigen, dass Daktari bis zum heutigen Tage noch nichteinmal ein Halfter kannte... Mir war klar, dass er mein Vertrauen in mein Fohlen, das auch ohne Halfter bislang schon mehr Umgang pflegt hat als andere im Alter von drei Jahren, sicher nicht teilen könnte. Männer ticken eben irgendwie anders.
Heinz ist grossartig wenn er sich empört!

Und so stand ich da mit Heinz und Bunny und Daktari und wir warteten auf unseren Auftritt und ich musste breit und verstohlen grinsen als ich sah, wie gut Heinz mit der kleinen Dakatri am Halfterstrick zurechtkam. Oder war es Daktari, die mit Heinz zurecht kam?
Mein kleiner roter Feger hatte den Heinz jedenfalls gut im Griff....

Es war klar, dass ich meine beiden nicht selber vorstellen würde. Wer selber führt bekommt gar nichts mit und ich wollte mir unbedingt einen objektiven Eindruck als Beobachter von Bunny und Daktari verschaffen. Ein fleissiger Jungzüchter nahm mir die beiden ab und los ging's.
Bunny war angesichts des grossen einladenden Platzes bereits um ein gefühltes Doppel ihrer Körpergrösse über sich hinausgewachsen und schwebte geradezu in ihrem natürlichen bergauf in die Bahn. Daktari war skeptisch, wollte erst gar nicht rein, tat einen beherzten Sprung auf den Platz und marschierte los:
Zweitakt im Trabe und der ganz grosse Gang war drin - unerschütterlich, ein Tritt wie der andere und einfach unglaublich!
Ich stand mitten im wohlwollenden Raunen der gut besuchten Ränge und konnte es nicht fassen wie mein Duo sich da präsentierte:
Szenenapplaus, und verdient so - der eine lobte die Stute, der andere sprach von diesem Fohlen... Die beiden zogen einfach aller Blicke auf sich und lieferten eine Schau ab, die ihresgleichen suchte. Ich war begeistert und den Tränen nahe. Was für eine Stute! Was für ein Fohlen! Meine beiden ... nicht zu fassen.
Die beiden wurden für den Endring nominiert und da hatte ich sie nun selber an der Hand, meine Bunny.
Völlig von der Rolle zog ich mit Mutter und Kind in die Bahn und nahm nur durch einen Nebel wahr, wie vor uns alle anderen Teilnehmer von hinten nach vorn rangiert wurden bis aller Blicke und Ansage sich auf uns richteten:
"... und das unumstrittene Siegerfohlen des heutigen Tages ist die Jüngste im Ring, eine Tochter des Don Frederic aus dieser herrlichen noch jungen Stute von Belissimo Fidermark, und sehen sie sich nur diese Stute an ..."
Die überaus wohlwollenden Worte und Kommentierung Dr. Christmanns gingen mir runter wie Butter und ich dachte bei jedem Wort:
"Der Mann hat ja so recht...", und war kein bisschen eitel dabei. Einfach, weil er mir aus der Seele sprach.
Ganz genau so sehe ich meine Bunny... Und wenn dies auch die Schau und der verdiente Sieg Daktari's war so waren es doch die Glückwünsche und Kommentare zu Bunny, die mir mehr als alles andere bedeuteten... Wie oft ich heute von Offiziellen und Nichtoffiziellen wohlwollend und anerkennend eben auf diese Stute angesprochen wurde, das bestätigte all meine ureigensten und seit vier Jahren gepflegten rosaroten Eindrücke von diesem Pferd.Weshalb Bunny ihrer Tochter für mich ganz persönlich heute tatsächlich noch den Rang abgelaufen hat. Ein gutes Fohlen ist eine Sache. Ein unumstritten überragendes Fohlen ist ziemlich unglaublich. Eine gute Stute, an die man vier Jahre geglaubt hat und die dann erstmals öffentlich auf derartigen Zuspruch stösst, ist aber dennoch etwas ganz anderes.
Als Bunny dann die gelbe Schärpe als Mutter des Siegerfohlens um den Hals gelegt bekam war ich ganz und gar beseelt.
Die Siegerrunde im Trabe im unerschütterlichen Takt mit meinem fuchsroten Duo war einfach das Grösste!
Ich hätte noch stundenlang mit meinen beiden Helden so weitertraben können - und die beiden trabten .- und WIE sie trabten! (... und selbst Heinz' Empörung hatte sich atomisiert und in eine geradezu grenzenlose und vollständige Euphorie gewandelt ob dieses unglaublich trabenden Fohlens. Was für ein Pferdchen!)

    

... und nun sitze ich hier und weiss nicht, worüber ich mich mehr freuen soll:
über die verdiente Anerkennung, die meiner Bunny heute zuteil wurde, oder über diesen unglaublichen Erfolg und Schausieg meiner Daktari, die jenseits aller rosa Brillen einfach alle Anwesenden für sich eingenommen hat...
Mit welchen Noten Bunny nun tatsächlich ins Stutbuch aufgenommen wurde, ist mir nicht bekannt. Tatsächlich habe ich es in meinem Rausch auch völlig vergessen danach zu fragen. Die Papiere werde ich demnächst per Post erhalten.
Es spielt auch eigentlich keine Rolle. Die Anerkennung, die Bunny heute aus so vielen Mündern erfahren hat, kann ihr und mir niemand mehr nehmen.Dafür allein war es wert nach Fröndenberg gefahren zu sein.
Der Schausieg Daktari's ist das Sahnehäubchen obendrauf.
Einfach unglaublich.

Es wurde mir freigestellt, Daktari zur Fohlenauktion zu geben. Aufgrund ihres Geburtsdatums nach dem 1.6. ist sie zugelassen zur Hannoverschen Fohlenauktion Anfang Oktober in Verden. Dann wäre sie vier Monate alt und ich habe noch eine Weile Zeit mir zu überlegen, wie es nun weitergehen soll.
Alle Fohlen behalten kann ich nicht.
Eine Fohlenauktion in Verden hat ganz sicher ihren Reiz, im Alter von vier Monaten aber ganz sicher auch ihre Risiken.
Wir werden sehn.
 

5.7.2013

Post aus Verden:
Bunny ist nun offiziell mit der Gesamtbewertung "8" in das Hannoversche Hauptstutbuch eingetragen!
Viermal die "8" in den Einzelnoten, u.a. für Schwung und Elasitzität - davon habe ich geträumt!
Neben dem Igelchen ist Bunny nun die zweite meiner Stuten, die mit vier Achten im Hannoverschen Hauptstutbuch eingetragen ist. Eine solche Bewertung ist überdurchschnittlich und keine Selbstverständlichkeit und erfüllt die Voraussetzung zur StPrAnwartschaft bei abgelegter SLP. Eine StPr wird es für Bunny nicht geben, sie soll nach dem absetzen Daktari's ihren Weg im Sport gehen. Dennoch erfüllt mich diese Eintragung mit grossem Stolz, bestätigt sie doch meine vier Jahre lang gepflegte ganz persönliche Einschätzung zu dieser Tochter meiner Fabrice. Die rosa Züchterbrille hat mich nicht getäuscht :-) 


20.12.2013

Bunny ist wieder in Münster eingezogen. Mit knapp sieben Monaten war es kein Problem, sie von ihrer Tochter Daktari zu trennen, die gemeinsam mit Darnell und Grossmutter Fabrice in der Fohlenherde verbleibt. Fabrice ist die letzte der Fohlenstuten, die nun noch eine Weile Aufsicht über die Fohlen führt. Entspanntes Absetzen der Mütter von den Fohlen, die in ihrem gewohnten Herdenverband bleiben. Immer wieder pferdegerecht und für die Fohlen so stressfrei wie nur möglich.
Für Bunny beginnt nun der Ernst des Lebens als Sportpferd. Mit ihren viereinhalb Jahren will ich sie nun in Ruhe wieder anschieben und wie schon im letzten Jahr zum anreiten ist Silas meine grösste Hilfe dabei. In weiser Voraussicht stand er bereits zum abladen am Anhänger dabei weil klar war, dass Bunny, erstmals getrennt von ihrem Fohlen und zurück in neuer alter Umgebung, zunächst reichlich aufgeregt und durch den Wind sein würde. So war es auch. Das erste was vom Hänger kam war das Schweifchen auf dem Rücken und eine trompetende Bunny dazu - wuschig!
Silas steckte ihr grummelnd die Nase entgegen und das Schweifchen senkte sich sofort auf Halbmast. Der Rest war einfach. Eine tänzelnde Bunny links, ein ganz und gar gelassener Silas rechts, so marschierten wir als erstes zur Wiese. Statt Boxenhaft und Frust sollte das junge Pferd sofort die Möglichkeit haben bei seinem zuverlässigen Artgenossen anzudocken, mental runter und daheim anzukommen.
Die Rechnung ging auf.
Als ich die beiden zwei Stunden später in den Stall holte standen sie Kopf an Kopf nebeneinander und Bunny war deutlich enstpannt.
Am nächsten Tag stand unser erster gemeinsamer Ausritt auf dem Programm. In festem Vertrauen auf meinen Silas, der zwar immer gern mal den Turbo zuschaltet aber eben stets den sechsten Sinn für junge Stuten an seiner Seite hat, sind wir losgeritten. Bunny am Strick an unserer Seite und Silas gab den Musterknaben während die junge Stute zügig und mitunter auch mal sehr engagiert neben uns hertrabte. Wenn sie über das Ziel hinaus schiesst und nach vorn stürmt legt Silas die Ohren an und beisst -zack- einmal Richtung Stutenhals in die Luft. Effiziente Pferdsprache unter gleichen, die Bunny versteht und akzeptiert. Da muss Mensch sich gar nicht einmischen, das regelt der brave Wallach allein. Nach einer grossen Runde um die Felder lud der weite Springplatz wie immer ein zu gemeinsamen Runden im flotten Trab. Zunächst nur eine Hand am Zügel und die andere der besseren Kontrolle wegen führend und leitend am Strick, absolvierten wir die ersten Runden. Alle Sorge war unbegründet, Bunny war zwar hellewach und äusserst engagiert, aber sie blieb auf Schulterhöhe und schwebte wach und kontrollierbar neben uns dahin. Zeit, beide Hände an die Zügel und Silas bewusst aufzunehmen, der Strick wird dann zum durchlaufenden Posten durch beide Zügelfäuste. Silas wird kugelrund und trabt taktvoll herrlich in die Hand und Bunny schwebt bestechend taktvoll nebenher - da war es wieder, dieses Hochgefühl mit zwei herrlichen Pferden gemeinsam über den Platz zu traben und es muss von unten ganz genau so ausgesehen haben wie es sich anfühlte. Unser Olli jedenfalls blieb beeindruckt stehen und konstatierte wohlwollend:
"Das sieht ja einfach super aus!"
Er zauberte mir ein noch breiteres Strahlen ins Gesicht :-)
Nach ein paar Runden gemeinsamen Trabens ging es zurück in den Stall und Bunny bekam versuchsweise den Sattel auf den Rücken. Sie nahm es gelassen hin und ich liess sie noch ein paar Runden gesattelt in der Reihalle frei laufen. Sie sollte die Möglichkeit haben sich auszubuckeln wenn es zwickte und zwackte. Erneut trabte sie in ihrem Bilderbuchtakt um mich herum und schlug lediglich ein paar Mal aus. Das selbe ausschlagen, wie sie es tags zuvor auch auf der Wiese schonmal getan hatte. Kurzes überlegen und dann war ich der Sache auf der Spur:
Das Pferdchen dürfte Druck auf dem Euter haben und machte seinem Unmut nun freilaufend entsprechend Luft. Kurzes Abmelken und etwas Druck rauslassen und richtig, am nächsten Tag gab es auch kein ausschlagen mehr, als wir nach dem gemeinsamen Spazierritt und einigen flotten Runden auf dem Springplatz erneut zum Sattelfreilauf in der Halle waren.
Tatsächlich ist das Euter bereits sichtbar auf dem Weg der Rückbildung, reichlich entspannte Bewegung dürfte das ihre dazu getan haben. Eine knappe Stunde waren wir beide Tage zu dritt unterwegs und nach der schwingenden Trabtour an unserer Seite aussen rum um den Springplatz, jeweils zum Abschluss unseres Spazierrittes, ist Bunny jedesmal die personifizierte Ausgeglichenheit. Mehr muss das Pferdchen nach knapp einem Jahr Zuchtstutendasein auch nicht leisten, Kondition will langsam und beständig aufgebaut werden. 
Das untypische Frühlingswetter mitten im Winter kommt mir sehr gelegen. Solange der Boden es hergibt kann ich mit den beiden draussen arbeiten und erspare uns allen dreien die Reithalle und Bunny überflüssiges longieren.
Morgen will ich mich dann erstmals selber wieder auf Bunny setzen und ich hoffe, dass sie das zusätzliche Reitergewicht mit der selben Gelassenheit akzeptiert wie sie es bereits mit dem Sattel getan hat.


1.1.2014

Seit Tagen sitze ich wieder im Sattel von Bunny und arbeite sie einige Minuten auf dem Springplatz. Zur Jahreswende gab der Boden es her, dass wir auch wieder auf die Rennbahn ziehen konnten. Zwei, drei Runden nur in guter Anlehnung aussen rum, mehr muss das junge Pferd nicht haben. Kondition will langsam antrainiert sein und Muskelkater will ich ihr nach Möglichkeit ersparen. Jeden Tag ein bisschen, das fördert die Routine. Und Bunny ist gut drauf - richtig gut drauf! Kernig und frisch, ein aufgewecktes junges Pferd, das ich nur zu gern einmal unter dem Sattel in freiem Feld auf der Rennbahn fotografisch in Szene setzen würde. Leider ist es ein recht weiter Weg zu Fuss bis zur Rennbahn für einen fleissigen Helfer mit Kamera zur Hand ...
Fotografen muss man dankbar nehmen wie sie kommen und so habe ich mich gefreut, als wir zurück im Stall waren und Burkhard sich anbot ein paar Fotos an der Hand zu schiessen. Silas war schnell gesattelt und los ging's mit meinem gut aufgelegten Duo im flotten Trabe ins neue Jahr!

Lieben Dank an Burkhard für den spontanen Einsatz hinter der Kamera!
                         

                          


2.2.2014

Der Ernst des Lebens

An diesem Wochenende ist Bunny auf dem Krüsterhof in Voerde bei Johann Hinnemann eingezogen. Für Fabricechens Tochter beginnt nun der Ernst des Lebens.
Bunny ist ein überdurchschnittliches Pferd (vier mal die Acht bekommt man nicht aus Wohlwollen allein attestiert) und ich möchte sie entsprechend ausgebildet wissen, idealerweise mit sportlichen Erfolgen in Dressurpferdeprüfungen.
Diesem Anspruch werde ich als Amateur und Freizeitreiter ganz sicher nicht gerecht.
So kam es also, dass ich meine Bunny am Samstag nach Voerde gefahren habe, mit reichlich Gedanken im Kopf um unseren gemeinsamen Einstand dort. Natürlich habe ich mir für mein selbstgezogenes Pferdchen einen angemessenen ersten Eindruck gewünscht, doch wie das so ist:

meistens kommt es anders als man denkt ...

Im Springsattel und schönster zu-Hause-Manier zog ich zuversichtlich mit meiner Bunny in die grosse Halle und war ruck-zuck im echten Leben angekommen. Wer hätte auch gedacht, dass Bunny sich von einem an der Longe trabenden bunten Pony derart beeindrucken lässt?
Longieren gehört nicht notwendigerweise zu den Dingen, die ich mit meinen Pferden pflege und schätze. Dennoch kennt Bunny Longenpferde und vieles mehr. Und doch war sie schlicht fassungslos und völlig von der Rolle.
Ich auch...
Das Team nahm's mit Humor und freundlicher Hilfestellung, die auch dringend notwendig war, um Bunny überhaupt noch aussenrum reiten zu können.
So hatte ich mir unseren Einstand allerdings nicht vorgestellt und es nagte schwer an mir.    
Weshalb ich am frühen Sonntagmorgen sogleich als erstes wieder in den Sattel geklettert bin und einen zweiten Versuch in der Halle gestartet habe - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, versteht sich.
Mein Bedarf an Blamagen vor all den Hinnemannschen Reitern war hinreichend gedeckt.
Und siehe da, das war meine alte Bunny so wie ich sie kenne:
aufgeweckt, sensibel und kultiviert. Ein rittiges Pferd, dem angemessenen Einmaleins der Ausbildung entsprechend und mit der ihr eigenen Dynamik und diesem herrlichen Taktgefühl unterm Hintern. Ein paar Runden Trab und Galopp auf beiden Händen und dann ging es am langen Zügel entspannt raus auf den Dressurplatz. Frischer Wind und Sonne, Bunny ist ein "draussen-Pferd"!    
Weshalb wir uns dann auch spontan zu einem kurzen Spazierritt durchs Dörfchen um den Hof und die Wiesen herum aufmachten, nur um in der Folge einem denkbar erstaunten Team gegenüberzustehen, das uns bei der Heimkehr mit verwunderten Blicken herzlich, aber dennoch ein wenig skeptisch empfing. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, die Gedanken standen deutlich lesbar in ihren Gesichtern geschrieben:
"Du reitest so einfach allein mit diesem ... [hüstel...] "jungen" Pferd in fremder Umgebung spazieren...?"
Ich musste herzlich lachen.
Draussen-Pferd, sagte ich das schon?

Meine Welt war wieder in Ordnung und mit gutem Gewissen habe ich Marina mein Pferdchen dann am Sonntagabend zur weiteren Fürsorge überlassen.
Und mir dabei geschworen, ihr nicht gleich am nächsten Tag mit besorgten Anrufen und Fragen auf die Nerven zu gehen ...             

Umso mehr habe ich mich gefreut als ich mittags eine spontane Nachricht von Marina auf dem Handy hatte,
kurz und wenige Worte nur, aber so bedeutend:
"Ich glaube sie ist mein neuer Liebling ..."
Mehr musste ich gar nicht hören, ich war überglücklich!
Danke, Marina!

Ein Freund grosser Worte ist Marina nicht, so war es dann kurz drauf dieses ganz und gar kommetarlos abgesandte Handyfoto, das mich einfach gerührt hat.
Bunny auf der Weide.
Mein Draussen-Pferd...
Damit hat Bunny nun in der Tat das ganz grosse Los gezogen, denn eine derart grüne Wiese kann ich ihr derzeit selbst hier in Münster nicht bieten.
D
anke, danke, Marina!

Putzig wurde es dann dennoch als Chefbereiterin Steffi Wolf später anrief und beruhigend meinte, ich solle mir auch wirklich keine Gedanken machen, sie wüssten ja alle dass Bunny noch nicht "viel kennt" - Decken, Gamaschen, Nasenriemen und Waschbox zum Beispiel....
Waschbox?
Beim gemeinsamen Frühstück hatte Marina fröhlich zum Besten gegeben, dass Bunny keine Waschbox kennt:
"Wenn Sabine die mal richtig sauber haben wollte, hat sie sie bei Regen einfach auf die Weide gestellt!", und hatte aller Lacher auf ihrer Seite.

Damit wäre Bunny's Schicksal auf dem Krüsterhof dann wohl segensreich besiegelt, als durch und durch "Draussen-Pferd" nämlich, und ich denke das ist ein angemessenes Lable, das sie dort auszeichnet:
herzlich, und ganz und gar individuell.


1.3.2014

Vier Wochen ist Bunny nun auf dem Krüsterhof, heute hatte ich einmal die Kamera dabei.
Ganz stolz reitet Marina mir das Pferdchen jedes Mal vor und ich habe die helle Freude an den beiden! 


                                        



                                 
                                                                                                                                                                                                                                Chefsache!


                                             


Das Angaloppieren klappt bereits aus dem Schritt und Marina legt grossen Wert darauf, dass ich das auch sehe!
Marina, du bist einfach grossartig - vielen lieben Dank für dein Herz und deine Mühe, ich bin stolz auf euch!


8.3.2014

                         



                             



                            



                        


6.4.2014

Der erste gemeinsame Turnierstart von Bunny und Marina in Alt Marl und die beiden siegen überlegen in der Dressurpferde A mit 8,2!
Und ich kann gar nicht sagen wie stolz und überglücklich mich das macht!
Wohlbehalten zurück in Voerde habe ich meine Bunny dann auf rosa Wölkchen zur Weide geführt, da hat sie dann verdient ihren Sieg auf ihre Weise gefeiert - mit der Nase im satten Gras.
Es sind die kleinen Dinge, die einen solchen Tag "rund" machen und ich konnte mich nicht satt sehen an meinem Pferdchen im Grünen...
Und es gibt sie, diese Züchter und Besitzer, die freuen sich über ein Stückchen gelbe Papierschleife mehr als über Siegesprämien oder Kaufinteressenten. Und die gab es sogleich in Marl.
Ein überzeugtes: "Nein! Für kein Geld der Welt!" ist das schönste Nein überhaupt ...
Weil es Dinge gibt, die kann man eben nicht kaufen.
Diese Freude gehört ganz sicher dazu.
Und ich hoffe einfach, dass Bunny und Marina erst ganz am Anfang stehen - was für ein Traumpaar!
 
Liebe Marina:
das war einfach grossartig!
Danke, danke!
(... und wenn ich heute nacht nicht schlafen kann, bin ich sicher nicht so fit danach wie du heute morgen, aber ganz sicher bist du die eine Hälfte des guten Grundes dafür!)

                                

10.5.2014

Es gibt Wertnoten, an die gewöhnt man sich gern. 8,2 gehört ganz sicher dazu. Der zweite überzeugende Sieg für Bunny und Marina in der Dressurpferde A in Rhede und ich kann gar nicht sagen w i e stolz mich das macht!
Da ist man einfach gern Züchter, Besitzer und TT in Personalunion und freut sich an diesem energisch dynamischen Traumpaar!
Drei Starts, zwei Siege und ein dritter Platz - Marina, du bist grossartig!


6.7.2014

Bunny und Marina starten in ihrer ersten gemeinsamen Dressurpferde L in Mönchengladbach. 7,5 und Platz drei - die beiden sind einfach eine Wucht!
Bemerkenswert ist dieser Erfolg schon deshalb, als Bunny im Juni verletzungsbedingt pausierte und die beiden derzeit nicht wirklich über ein umfangreiches Trainingspensum verfügen. Das Pferdchen hat einfach Geist und ich bin bannig stolz auf meine Bunny - wieder einmal ...
Unbestätigten Gerüchten zufolge sei Marina heute nervöser gewesen als ich. Ich verweise das ins Reich der Phantasie.
Richtig gefreut habe ich mich, dass auch Steffi es sich nicht nehmen liess, extra zum Coaching der beiden anzureisen. Teamgeist und eine Menge Freude mit einer engagierten Truppe, die einfach immer da ist, wenn man sie braucht. So macht Turniersport Spass! 

                                             


                                                 


13.7.2014 

8,2 und Wertnoten, an die man sich gern gewöhnt ...
Erneut eine 8,2 für Bunny und Marina in der Dressurpferde A in Gescher. Zwei Zehntel Abzug gab es dann für eine Zirkelrunde mehr als vorgesehen.
"A Auf dem Zirkel geritten. Einmal herum. Zur geschlossenen Seite angaloppieren"
Der Aufgabentext ist in der Tat interpretationswürdig, doch wir lernen gern dazu!
Platz drei für Marina und eine Bunny, die in der folgenden Dressurpferde L nicht nur das Züchterherz höher schlagen liess. Wenn beim Einreiten auf den Platz ein Raunen durch die Zuschauer geht und die anerkennenden Kommentare ob der Erscheinung dieses Pferdchens, an dem man einfach nicht vorbeigucken kann, auch im Verlauf der Prüfung nicht abreissen, dann verzeiht man auch ein Umspringen im Aussengalopp gern. 7,2 und 1. Reserve für ein Paar, an dem ich mich wieder einmal einfach nicht satt sehen konnte!



Die Geschichte von Bunny geht weiter, sprengt allerdings inzwischen die technischen Kapazitäten einer einzigen Seite.
Zur Fortsetzung geht es von nun an hier entlang.

zurück