Die Geschichte des Acatenango - eine Legende.
Acatenango xx von Surumu x Aggressor
Der lateinische Begriff "legendum" bezeichnet ursprünglich eine Geschichte zum
Lesen oder auch Vorlesen
Und die Geschichte des Acatenango ist sicherlich lesenswert - ich will mich
bemühen diesem Pferd in meiner kleinen Hommage gerecht zu werden.
Bereits
zu seiner aktiven Zeit war Acatenango einem breiten Publikum bekannt, darunter viele,
die eigentlich gar nichts mit dem Rennsport zu tun hatten. Ich erinnere mich
noch selber gut an die Zeit als ich vor dem schwarz-weiss Fernseher meiner
Eltern klebte wenn Jahr für Jahr die Wahl zum Galopper des Jahres anstand. Und
wenn wir damals schon einen Farbfernseher besessen hätten wäre meine Wahl
vielleicht gar nicht auf Windwurf gefallen sondern auf den
herrlichen und auffälligeren Fuchs Acatenango - sollten es doch auch später
immer wieder Füchse sein, die mich magisch anzogen. Und kein Zufall sicherlich
dass die bedeutendsten Kinder des Surumu als auffälligstes Erbe zunächst einmal
seine Farbe mit ihm teilen - neben Acatenango gewannen auch Mondrian (1989) und
Temporal (1991) das Deutsche Derby, während der aus seinem letzten Jahrgang
hervorgegangene Osorio das Derby Italiano für sich entscheiden konnte.
Alle vier genannten Derbysieger sind Füchse. Und noch heute sind es diese beiden
Gesichtsstudien des Acatenango und seines Vaters Surumu, in denen ich wieder und
wieder versinke.
Augen, in denen die Seele des Pferdes liegt.
ganz sicher!
Umso grösser ist mein Stolz jeden Tag wenn ich dann meine kleine
Balahé sehe,
Acatenangos Enkelin:
da bin ich ganz sicher, das ist das Auge des Acatenango das mich da ansieht!
An Schicksal mag ich nicht glauben, so ist
wohl nur ein grosser Zufall dass ich selber noch im April des Jahres 2005
das Glück hatte Acatenango auf Fährhof besuchen zu dürfen. Er präsentierte sich
als Pferd dem man sicher sein Alter ansah, das aber sein Rentnerdasein in vollen
Zügen zu geniessen wusste und dem Lebensfreude und Geist aus den Augen sprachen
- ich konnte mich damals nicht von seiner Weide lösen. Hätte man mir damals im
Beisein des Acatanengo vor seinem Paddock erzählt dass ich kurze Zeit später
selber eine seiner Töchter, Ionia nämlich, mein eigen
nennen würde- ich hätte laut gelacht. Für mich war Acatenango Legende - lebende
Legende - schon damals. So freute ich mich ein paar Fotos von ihm machen zu
dürfen und war bestürzt als kurze Zeit später die traurige Nachricht von seinem
Tod im verdienten Alter von 23 Jahren bekannt wurde.
Acatenangos Geschichte begann im Dezember 1970 als Walther Jacobs die braune
Aggressor-Tochter Aggravate in Newmarket ersteigerte. Aggravate konnte ihren
hohen Preis zunächst durch ihre Nachzucht kaum rechtfertigen, wie es hiess. Sie
war tragend von Darring-Do und das daraus fallende Stutfohlen machte später als
Antioquia von sich reden, Mutter des Abary, dem zweimaligen Sieger des Grossen
Preises von Berlin. Aggravate selber brachte zunächst zwei weitere Hengstfohlen
in Verbindung mit Surumus Vater Literat bevor sie dann 1981 erstmals direkt von
Surumu gedeckt wurde. Am 13. April des darauffolgenden Jahres kam der
Fuchshengst Acatenango zur Welt, benannt nach dem südamerikanischen Vulkan.
Doch eigentlich ... eigentlich muss man die
Geschichte des Acatenango mit der seines Vaters Surumu beginnen, denn es ist
Surumu der letztendlich mit und für Fährhof Geschichte schrieb und ohne den es
das Gestüt Fährhof und mit ihm seinen Einfluss auf die deutsche Vollbutzucht
schlechthin heute wohl gar nicht gäbe.
Am schönsten liest sich diese Geschichte mit den Worten Walter Kahrs', seit 1980
Gestütsmeister auf Fährhof, das 1963 als zunächst kleines Warmblutgestüt von
Walther Jacobs gegründet wurde.
„Wir waren damals Neulinge und wurden zunächst gar nicht anerkannt,
immerhin kamen alle herausragenden Vollblüter aus dem Westen Deutschlands.“
Mitte der 60er Jahre hatte der Bremer Geschäftsmann Jacobs in Sottrum mit der
Warmblutzucht begonnen, stieg jedoch schnell auf Vollblutzucht und –rennsport
um. „Er war ehrgeizig und wollte international erfolgreich sein." Die wohl
entscheidende Wende zum Erfolg wurde 1969 gemacht, als Jacobs die 17-Jährige
Stute Suncourt auf einer Auktion in England erstand. Aus ihr ging 1970 die
Rappstute Surama hervor. Als diese vierjährig Surumu zur Welt brachte, war dem
Fuchshengst das Rennblut schon in die Wiege gelegt – sein Vater Literat, der
wiederum das Blut der Erfolgshengste Birkhahn, Alchimist und Herold führte,
gewann drei renommierte deutsche Rennen.
Die kleine
Geschichte des grossen Birkhahn ist an anderer Stelle auf dieser Seite bereits
nachzulesen.
Birkhahns Sohn Literat war es, der 1968 den ersten Fährhofer Derby-Sieg schon
vor Augen hatte. „Literat ist ein grandioses Rennen gelaufen, splitterte sich
jedoch auf halbem Wege das Bein und wurde letztendlich nur fünfter“, berichtet
Kahrs. Mit seinem Sohn Surumu, der nach einem Nebenfluss des Amazonas benannt
wurde, kam schließlich der erste große Zuchterfolg.
Die Affinität des Walther Jacobs für südamerikanische Namensgebung seiner
Hengste ist kein Zufall - liegt die Existenz des Gestüts Fährhof doch im
südamerikanischsten aller Exportprodukte begründet: der Kaffebohne nämlich...
Im Sommer 1977 gewann Surumu dann das 108. Deutsche Derby mit mehr als sieben
Längen Vorsprung und schrieb damit Fährhofer Geschichte. Nach dem Deutschen
Derby ging er dreijährig nur noch ein weiteres Rennen bei dem er sich eine
Verletzung an der Sehne zuzog, die das jähe Ende für Surumus Karriere auf der
Rennbahn bedeutete. Gleichzeitig legte Surumu damit aber den Grundstein zum
Beginn seiner eigentlichen Karriere als Deckhengst, er sollte später einer der
erfolgreichsten Beschäler Deutschlands werden. Vierjährig begann seine Laufbahn
als Deckhengst, in der er zahlreiche Auszeichnungen als Champion-Deckhengst und
–Vererber erhielt. „Mittlerweile hat jedes vierte Vollblut in Deutschland Surumu
im Pedigree“ weiss Kahrs zu berichten. Vor allem Surumus Töchter vererbten seine Qualitäten als ausgezeichnete
Zuchtstuten. Bis zu seinem Tod im November 1999 gab der Fuchshengst seine Gene
weiter. „Mit 25 Jahren hat Surumu noch 33 Stuten gedeckt, das letzte Mal wurde
er im Juni 1999 eingesetzt“, so Kahrs. Er sei einen schönen Tod gestorben und
war bis zuletzt „ganz der Hengst": „Er ist gestiegen wie in jungen Jahren und
hat jeden Tag seine Ehrenrunde auf der Koppel gedreht. Als er sich danach
wälzte, wie er es immer tat, versagte sein Herz. Er war sofort tot“. Surumu
wurde auf Fährhof ein bronzenes Denkmal gesetzt das jeden Besucher bei der
Einfahrt ins Gestüt sofort begrüsst.
Das Erbe des Surumu pflegte Zeit seines Lebens sein Sohn Acatenango auf Fährhof.
Anlässlich unseres Besuches wiederholte Kahrs dann auch was schon so oft
geschrieben stand: „Er hat seinen Vater fast übertroffen.“
Ich denke dem ist so.
Acatenango galoppierte eine Gesamtgewinnsumme von 1,7 Millionen Mark für Fährhof
ein, er siegte nicht nur im Deutschen Derby 1985 – er gewann außerdem sieben
Gruppe-I-Rennen, wurde dreimal zum Galopper des Jahres gewählt und ist
ChampionDeckhengst der Jahre 1993, 1995, 1997 und 1999 sowie Champion der Väter
von Zweijährigen 1992.
Und hier beginnt nun die eigentliche Geschichte des Acatenango der
zu Heinz Jentzsch nach Köln ins Training kam und
bereits zweijährig fünf Starts absolvierte.
Und wie das so ist mit den Geschichten grosser Legenden - meist beginnen sie ihr
Dasein wenig spektakulär und oft im Schatten anderer Grössen ihrer Zeit. Im
Falle des Acatenangos war dieser Schatten der seines Stallnachbarn Lirung, jüngerer Halbbruder zu
Lagunas aus der Lirunga, einer Tochter des Literat aus ebenfalls Fährhofer
Zucht.. Über Lirung und Acatenango
schreibt der Turfkönig: " Wenn Acatenango beim Einrücken in den Stall
Asterblüte von Trainer Heinz Jentzsch das häßliche Entlein war, dann war Lirung
der Schwan. Ein weit entwickelter Jährling von auffälliger Gestalt - ein großer
Fuchs mit weißen Hinterbeinen und einer breiten Blesse - der außer Flausen vor
allem Galoppieren im Kopf hatte." Und doch zeigte sich später was man auch schon
bei Lagunas vermutet hatte: Echtes Stehvermögen fehlte ihm.
Ganz im Gegensatz zu Acatenango, dessen herausragenste Eigenschaft eben
Steherdistanzen waren und die Tatsache, dass die
eigenen Erfolge über eine Mehrzahl von Jahren im aktiven Rennsport errungen
wurden - darauf kommt es an im Hinblick auf Härte und Gesundheit, die beiden
Haupteigenschaften neben der Veredlung des Exterieurs, das ist es was wir vom
Vollbluteinsatz in der Warmblutzucht erwarten müssen - und weshalb ich Acatenango
eben diese Seiten heute widme...
Aber wir wollen der Geschichte nicht vorgreifen.
Zunächst einmal machte Acatenango in erster Linie als unkompliziertes braves
Pferd von sich reden, wurde nur zehnter bei seinem ersten Start und wurde bei
folgenden Rennen gegen Lirung lediglich dritter und fünfter, weit hinter seinem
Stallgefährten, in dessen Schatten er nunmal galoppierte. Da nutzte es wenig
dass beide die selben Stallfarben trugen. Lirung ging mit dem Versuchsrennen der
Hengste 1984 in Köln lediglich spazieren, oft zeigten die Zielfotos nichteinmal mehr den
Zweitplatzierten, so gross war der Abstand...
und doch:
immerhin gewann Acatenango 1984 bereits bei seinem zweiten Start den Preis
des Gestütes Fährhof in Bremen überlegen, wenn es auch sein einziger Sieg in
diesem ersten Jahr bleiben sollte. So richtig aufgehen sollte sein Stern dann
erst in seiner zweiten Saison als Dreijähriger.
Er kam sah und siegte - die ersten sechs Rennen des Jahres 1985 gewann er in
Folge, darunter im Juli das Deutsche Derby in Hamburg am selben Tag übrigens als
Boris Becker Wimbledon gewann... und auch dort trug er nur die zweite
Stallfarbe. Es war eine der wenigen Begebenheiten als der Meilenspeizialist
Lirung als hoher Favourit die klassische Distanz von 2400 im Derby
bestritt - und er zog das Feld auf Längen auseinander, in seinem "Schatten"
stets Acatenango - bis dann die Stimme des Stadionsprechers Manfred Chapman sich
bei Einbiegen auf die Zielgerade beinahe überschlug als er ins Mikrophon schrie: "ACATENANGO!
ACATENANGO geht an Lirung vorbei!"
Acatenango siegte beeindruckend mit vier Längen und Trainer Heinz Jentzsch hatte
das Kunststück fertiggebracht alle drei Erstplatzierten gestellt zu haben:
Acatenango, Pontiac und Lirung.
Den letzten Start in diesem Jahr bestritt Acatenango dann im Aral-Pokal gegen
ältere Pferde, hier war sein Onkel Abary favoritisiert, den er zwar mit wenig
Abstand aber dennoch überlegen schlug.
Dreijährig
blieb er ungeschlagen, vierjährig sollte er an die selbe Form anknüpfen:
er machte das Dutzend Siege voll.
Den beeindruckensten Erfolg dürfte er in diesem Jahr wohl in Frankreich
geliefert haben beim Grand Prix de StCloud womit er aus deutscher und aus
Fährhofer Sicht einen weiteren Meilenstein für die deutsche Zucht auf
internationaler Ebene setzte - der erste Gruppe I Sieg für ein deutsches Pferd
im Ausland.
Wiederum in Frankreich, zum Prix de l'Arc de Triomphe in Longchamp, stand dann
die "13" gegen ihn - nach einigen Diskussionen und einer langen Saison wurde er
dennoch aufgeboten und musste sich mit Platz sieben gegen überaus starke
Konkurrenz geschlagen geben.
... und wie das so ist mit herausragenden Pferden die ihr Bestes geben -
manchmal wäre weniger sicher mehr - als fünfjähriger siegte er noch weitere vier
Male, musste aber auch Niederlagen einstecken, insbesondere sein letzter
Auftritt beim Preis von Europa wäre ihm besser erspart geblieben - als
Vorletzter galoppierte er über die Ziellinie und der Ruhm wog schwer - dies war
der Rekordhalter in Deutschland mit über DM 1,7 Mio Gewinnsumme im Gepäck - man
hätte ihm gern einen rühmlicheren Abschied gegönnt.
Insgesamt absolvierte Acatenango in vier Jahren 24 Starts, gewann davon 16
Rennen und war drei weitere Male im Geld. Er erhielt mit 110 kg die höchste GAG
Marke. Der Fuchshengst siegte nicht nur im Deutschen Derby 1985 – er
gewann außerdem sieben Gruppe-I-Rennen, wurde dreimal zum Galopper des
Jahres gewählt und ist ChampionDeckhengst der Jahre 1993, 1995, 1997 und
1999 sowie Champion der Väter von Zweijährigen 1992.
1988
bezog er seine Beschälerbox auf Fährhof und stellte gleich aus seinem ersten
Jahrgang den Publikumsliebling Protekor; "eisenhart" und vierfacher
Gruppesieger. Mit Lando, Borgia und Nicaron stellte er die Derbysieger der Jahre
1993, 1997 und 2005 sowie den 2004 im französischen Derby siegreichen Blue
Canari. Und jedes dieser Kinder des Acatenango ist eigentlich seine eigene
Geschichte wert...
So
war 1997 das Jahr der Borgia (a.d. Britannia von Tarim - Tudor Melody):
Mit einer Gewinnsumme von 1 854 389 Mark war Borgia das mit Abstand beste
Rennpferd Deutschlands, aber auch die profilierteste Stute aller Zeiten in
unseren Grenzen. Sie gewann nicht nur das Deutsche Derby in Hamburg, was damit
zum ersten Mal seit 42 Jahren wieder einer Stute gegen die besten dreijährigen
Hengste gelang. Sie blieb auch gegen ausländische Elite im Groen Preis von
Baden-Baden Siegerin. Und spätestens dieser leichte Erfolg auch gegen ältere
Spitzenpferde machte deutlich, daß sie ihre wahre Konkurrenz nur international
finden konnte. Sie wurde für viel Geld (130.000 Mark...) im Prix de l'Arc de
Triomphe nachgenannt und belohnte dieses Wagnis mit einem vielbeachteten dritten
Platz. Zum Abschluss der Saison war sie Anfang November mit nicht einmal einer
Pferdelänge zurück Zweite im berühmten Breeders' Cup Turf in Hollywood Park und
machte sich damit auch in den amerikanischen Sportbüchern unsterblich.
...
(die Geschichte von Borgia wird fortgesetzt)
anbei ein Foto von Borgia das mich - als ich es
zufällig entdeckte - schlicht verblüffte und es noch immer tut:
Ich habe die Stute persönlich nicht gekannt und nie eine Farbe mit dem Pferd
assoziiert. Als ich dann zufällig auf diese Bild stiess, den trockenen Kopf, die
Augen - da drängte sich die Assoziation zu meiner Ionia geradezu auf:
offensichtlich kann Acatenango sein Erbe in seinen Töchtern, selbst wenn sie
meist schlicht braun daher kommen (oder gerade dann?), wahrlich nicht leugnen...
Lando seinerseits schrieb
deutsche Turfgeschichte in Japan als er dort im Jahr 1995 den Japan Cup gewann -
die klaffende Fleischwunde am Hinterbein die er sich bei seinem Start in Belmont
(USA) zugezogen hatte war noch nicht ganz verheilt. Die japanischen
Fernsehteams zeigten Lando bei der Morgenarbeit in Tokyo als sein Trainer Heinz
Jentzsch den Verband noch kontrollierte. Lando
sollte mit über DM 5 Mio Gewinnsumme das siegreichste Pferd Europas werden.
Lando ist auf die rechten Geschwister Liberty und Literat ingezogen, beide sind
direkte Söhne des
Birkhahn und beide sind auch über den fallenden Mutterstamm gleich dreifach
auf Birkhahns Vater Herold ingezogen
Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Acatenango-Tochter Wurftaube, überlegene
St.Ledgers Gewinnerin und ungeschlagen über sieben Rennen in Folge.
Vielbesprochen sicherlich auch sein Sohn Sabiango (benannt nach einem
südamerikansichen Provinzstädtchen in Equador, und damit wird klar in wessen
Besitz er sich befindet...), Halbbruder zu Silvano (beide aus der amerikanischen
Champion-Zuchtstute Spirit of
Eagles), dreifacher Gruppe-I Sieger und seit 2006 in Frankreich stationiert.
Frankreich?
dazu Kahrs: "Wir hätten ihn sehr gern als Nachkommen von Acatenango
auf dem Fährhof aufgestellt. Leider erlaubt die Besitzervereinigung dies nicht,
da er bei seinen Rennen in den USA unter Lasix lief. Für mich ist er trotzdem
der beste Sohn Acatenango's über 2000m, weshalb wir ihn in der Saison 2006
nutzen werden." Sein Bruder Silvano ist erfolgreicher und vielbeschäftigter
Deckhengst in Südafrika.
Von Acatenangos Söhnen in der deutschen Zucht wurden Lando und Protektor bereits
erwähnt. Noch nicht zu beurteilen sind Hamond (erster Jahrgang 2005) und
Aesculap mit seinen ersten Jährlingen in diesem Jahr. Dazu kommt der in 2005 neu
aufgestellte Diamante aus der Fährhofer Zucht. Acatenangos letzter Jahrgang sind
die Jährlinge diesen Jahres, die schon als solches hohen Stellenwert haben.
Aktuell wird dieses Jahr am 1.Juli 2007 sein Sohn Conillon die Farben des Gestütes
Fährhof beim Deutschen Derby in Hamburg vertreten - ein Fuchshengst übrigens,
wie könnte es anders sein :-) ... und nicht nur für die Buchmacher ist er einer
der drei Top-Favoriten: Favorisiert werden in erster Linie der Bavarian
Classic-Sieger Persian Storm von Monsun (Kurse zwischen 35 und 70:10),
Union-Gewinner Axxos, ebenfalls ein Sohn des Monsun (45 bis 120), sowie der
Fährhofer Conillon (55 bis 65:10).
Einfluss auf die Warmblutzucht nahm und nimmt Acatenango nicht nur über seine
Söhne Kanudos,
Wörthersee, Ituango und Pacajas sondern insbesondere über seine Söhne Colon, Conciales,
Concepcion und Flucato, die ersten drei Vollbrüder aus der Comprida von Windwurf
x Tudor Melody und damit über den Mutterstamm verwandt mit Lauries Crusador xx
dessen Vater Welsh Pageant ein Sohn des Tudor Melody ist, die letzten beiden (Concepcion
und Flucato) stationiert im Landgestüt Warendorf.
Insbesondere von Concepcion hätte man sicherlich mehr erwarten
dürfen, waren die wenigen Nachkommen die er in Anpaarung mit häufig schweren
westfälischen Stuten hatte doch sehr vielversprechend. Der Hengst wurde mangels
Befruchtung ausrangiert und deckte 2001 noch eine Saison auf dem Hof von
"Stutenzaubermeister" Willy Korte in Lengerich wo er dem Hörensagen nach noch
sieben Stuten befruchtet haben soll - was aus diesen Nachkommen geworden ist -
das wissen die Götter... Ich erinnere mich noch selber gut an einen Sohn
des Concepcion aus recht prominenter Mutterlinie auf einer der Vorauswahlen zur
westfälischen Körung - ein Hengst der geradezu im Antritt hinten tiefergelegt
war als er lostrabte - mit einem Takt versehen der manch einen Warmblutkollegen
vor Neid hätte erblassen lassen. Ich habe nie verstanden warum dieses Pferd den
Sprung zur Körung nicht geschafft hat - damals wurde mir langsam bewusst dass blutgeprägte Pferde es im hiesigen Zuchtgebiet nicht leicht hatten.
Aktuell steht mit Desario xx von Acatenango (Mv Shaadi xx) ein
vielversprechender Sohn den Züchtern im friesischen Oldenburg zur Verfügung -
ein Hengst der anlässlich der Althengstparade in Oldenburg die Herzen der
blutbegeisterten Züchter höher schlagen liess - wollen wir also hoffen dass der
mittlerweile allseits viel beanspruchte und gedruckte Ruf nach Blut Worten auch
mal Taten folgen lässt - an den Hengsten liegt es sicher nicht. Immerhin hat dem
Vernehmen nach der Zuchtleiter des Oldenburgischen Verbandes höchstselbst den
Hengst für seine Stuten genutzt - und ich warte auf den Tag an dem soetwas auch
einmal in Westfalen passiert ... vielleicht wenn die Schranken in Münster einmal
nicht unten sind, die Glocken nicht läuten und ausserdem die Sonne scheint - ??
So
richtig inspiriert hat mich dann aber ausgerechnet unser Stallmeister Tony,
selber lange Jahre Gestütsleiter eines Vollblutgestütes, als er eines Tages vor
meiner Ionia stand und aus tiefsten Herzen sagte:
"Mädchen, du hast die Augen deines Vaters - Acatenangos Auge!"
Da war mir gerade der alte Zeitungsausschnitt mit obigem Titelfoto von
Acatenango in die Hände gefallen und ich konnte ihm nur von ganzem Herzen
beipflichten - seither sehe ich meine Ionia mit anderen Augen - im wahrsten
Sinne des Wortes.
Und wenn ich heute vor der kleinen Balahé stehe und sie mich aus ihren
Kulleraugen ansieht dann weiss ich:
das ist das Auge des Acatenango.
und da spielt es dann auch gar keine Rolle mehr ob man nun Vollblüter oder
Warmblüter züchtet - die Legende lebt.
Und ich hoffe sie wird weiterleben in der kleinen Balahé
und allen weiteren Fohlen die mein Igelchen mir hoffentlich noch beschert.
Acatenango eben.
Balahé von Brentano II a.d. Ionia xx von Acatenango xx - im
Sommer 2012
zurück
Quellenangabe:
neben meinem Gespräch mit Herrn Kahrs im April 2005 diente die Rotenburger
Rundschau und das Gestüt Fährhof selber mit seiner Webseite www.fährhof.de als
wertvollste Quelle.
Fotomaterial ist schwer nachzuvollziehen da es sich hierbei oft um gesammelte
Ausschnitte aus alten Printmedien handelt deren Ursprung nicht mehr
nachvollziehbar ist.
Wertvolle Infomationen liefert der www.turfkönig.de sowie diverse
rennsportspezifische Webseiten sofern sie sich mit der Aufbereitung alten
prä-internet-zugänglichen Materials beschäftigen.
10. März 2018
Anlässlich der 60. Wahl zum Galopper des Jahres widmet die Rheinische Post
Acatenango ein lesenswertes
Feature - nicht nur für Vollblutfreunde interessant! Schön zu sehen, dass
dieser Hengst auch dreizehn Jahre nach seinem Tod noch die Gemüter bewegt.
Acatenango ist der Vater meines "Igelchens" Ionia xx und
Grossvater von Carly, die in den nächsten Wochen ihr
erstes Fohlen von Capistrano erwartet.
Viel Spass beim Stöbern!
Star-Pferd Acatenango
Ein Hengst wie kein anderer
Rheinische Post, Düsseldorf. Derzeit läuft zum 60. Mal die Wahl zum "Galopper
des Jahres". Der größte Name dieser ältesten Abstimmung im deutschen Sport
gehört Acatenango. Der langjährige Gestütsleiter erinnert sich an seinen
Star-Vierbeiner der 1980er. Von Stefan Klüttermann
Es gibt Namen, die entwickeln irgendwann mehr Strahlkraft als die Sportart, die
ihre Träger betreiben. Bernhard Langer kennen auch Menschen, die mit Golf nichts
anfangen können. Auch wem Skifahren ein Graus ist, kann mit dem Namen Markus
Wasmeier etwas anfangen. Und wenn ein Gespräch auf den Galoppsport kommt, können
viele zumindest mit einem Wort glänzen: Acatenango. Moderator Adi Furler
verankerte den Namen des Hengstes in den 1980ern über die Sportschau in den
deutschen Wohnzimmern. Und wenn dieser Tage zum 60. Mal der Galopper des Jahres
gewählt wird, ist Acatenango immer noch der bekannteste Gewinner. Er gilt
hierzulande bis heute als eines der besten Rennpferde der Nachkriegszeit, für
viele ist er das beste. Ein Hengst wie kein anderer.
Herbert Kahrs kannte den Fuchshengst so gut wie kein anderer. Kahrs war dabei,
als Acatengo im April 1982 auf die Welt kam, und Kahrs war da, als er im April
2005 eingeschläfert werden musste. Der 69-Jährige arbeitete 41 Jahre lang auf
dem Gestüt Fährhof des bekannten Bremer Kaffeehändlers Walter Jacobs. Ab 1980
war Kahrs Gestütsleiter. "Acatenango war mein Lieblingspferd, er war zu jeder
Herausforderung bereit", erinnert er sich im Gespräch mit unserer Redaktion.
Allein der Name Acatenango, nach dem gleichnamigen Berg in Guatemala, versprach
Tempo und Extravaganz. Und so war sein Träger auch. "Er war ein Vorzeigefohlen,
eine richtige Erscheinung", sagt Kahrs.
Doch als Jährling war Acatenango plötzlich nicht mehr der Schönste auf dem Hof.
Lirung stahl ihm die Show, er war größer und ein bunter Fuchs. Beide Pferde
waren ein Jahrgang, beide wurden von Heinz Jentzsch trainiert, und beide
schrieben die Geschichte der 1985er Auflage des Deutschen Derbys der
Dreijährigen in Hamburg-Horn. Lirung mit Jockey Georg Bocskai war Favorit, aber
ihm gingen auf der Zielgeraden der 2400-Meter-Strecke die Körner aus, so dass
Jockey Andrzej Tylicki auf Acatenango vorbeizog. "Acatenango liebte schnelle
Rennen, er ließ sich gerne ziehen, und mit seinem Stehvermögen gewann er dann",
sagt Kahrs.
Klar, dass Acatenango 1985 die Wahl zum Galopper des Jahres gewann. Wie auch
1986. Und 1987 noch einmal. Als Drei- und Vierjähriger blieb Acatenango in zwölf
Rennen hintereinander ungeschlagen - eine Serie, die nur wenige Pferde vorweisen
können. Der Ruhm indes ließ Acatenango kalt, wenn man Kahrs glaubt. "Als
Rennpferd hatte er keine Macken, er war eigentlich viel zu ruhig. Er ließ alles
mit sich machen, einmal habe ich einen Arbeitsreiter mit Zigarette auf ihm
sitzen sehen. Aber im Rennen gab er eben alles." 1,7 Millionen D-Mark erlief
Acatenango insgesamt als Gewinnsumme in seiner Karriere. "Ich würde ihn heute
gerne rennen sehen, vor allem auch im Ausland", sagt Kahrs. Heute, da die
Transportmöglichkeiten für Rennpferde ganz andere sind als in den 80ern. So zog
sich Lirung 1987 eine Infektion zu, als er auf dem Weg zu einem Rennen in
Italien wegen eines Streiks der Zöllner an der Grenze lange warten musste. Wenig
später starb er an den Folgen.
Acatenango dagegen startete nach seiner Karriere auf der Rennbahn eine zweite in
der Zucht. Und das ähnlich erfolgreich. Unter seinen Nachfahren befinden sich in
Lando (1993), Borgia (1997) und Nicaron (2005) drei weitere Derbysieger. "Auch
seine Töchter haben einen Schuss Acatenango-Männlichkeit mitbekommen. Das merkt
man", ist sich Kahrs sicher. Wobei er bei Acatenango einen gewissen Wechsel der
Persönlichkeit mitbekommen hatte - vom Renn- zum Zuchtpferd. "Später im
Deckbetrieb war er der Pascha. Als Deckhengst stand er so senkrecht, er konnte
fast über die Dachrinne gucken", sagt Kahrs. Seine Gene waren entsprechend
begehrt: Für Acatenangos Dienste musste schon bei der Anmeldung 12.000 Mark
bezahlt werden.
2004 ging er schließlich in Ruhestand. Mit 22. Doch die wohlverdiente Altersruhe
konnte er nur ein Jahr lang genießen. Nach einem Sturz auf dem heimischen Gestüt
musste Acatenango eingeschläfert werden. "Als er starb, hat mich das schon lange
beschäftigt", gibt Kahrs zu, der seinerseits 2011 in Rente ging. "Die Arbeit mit
ihm war nie eine Spielerei, dafür war er zu schlau."
Noch heute erinnert ein Gedenkstein auf dem Fährhof an seinen bekanntesten
Bewohner. An einen Namen, der für viele für eine ganze Sportart steht.
Die Wahl zum Galopper des Jahres 2017 läuft noch bis zum 15.
März. Die Abstimmung finden Sie unter: www.galopper-des-jahres.com
Quelle: RP
Birkhahn - die kleine Geschichte einer grossen Legende
Nachdem 2005 die Vollblutstute
Ionia xx , mein Igelchen, in meiner kleinen Stutenherde Einzug gehalten hat,
war es selbstverständlich dass ich mich ausführlich mit ihrem Pedigree
auseinandersetzte. Und was
mir persönlich ganz besonders an Ionias Pedigree gefällt ist die Inzucht auf
Birkhahn. Birkhahn erblickte im März 1945 auf dem Preussischen
Hauptgestüt
Altefeld das Licht der Welt. Während
meiner Frankfurter Zeit fuhr ich einige Male nach Altefeld und hatte damals das
grosse Vergnügen mit dem Gestütsherrn Manfred Graf auf einem seiner
Vollblutnachkommen dort ausreiten zu dürfen. Wenn mir damals schon in dem
Ausmass wie heute bewusst gewesen wäre um welch geschichtsträchtige Stätte es
sich hier handelte - ich glaube ich wäre niemals wieder abgesessen...
Birkhahns Ursprung führt über Alchimist und
Herold im direkten
männlichen Stamm zurück auf seinen Urgrossvater
Dark Ronald
und damit wohl auf DEN Linienbegründer der deutschen Vollblutzucht schlechthin.
Im Jahre 1913 wurde der Ire Dark Ronald von der Preussischen Gestütsverwaltung
für sage und schreibe 125.000 englische Pfund gekauft - das entsprach damals
einem Gegenwert von 500.000 Goldmark. Zum Vergleich: Birkhahns späterer Jockey
Walter Genz erhielt während seiner Ausbildungszeit zum Berufsrennreiter im Stall
Waldfried 1926 zunächst 1 Mark Lehrlingsgeld die Woche...
Dark Ronald wurde zum einflussreichsten Deckhengst der je in Deutschland deckte
und geht über Eclipse in
direkter männlicher Linie zurück auf den 1702 geborenen
Darley Aarabian, dieser
wiederum gilt neben Godolphin Arabian und Byerley Turk zu Beginn des achtzehnten
Jahrhunderts als einer der drei Begründer der
englischen Vollblutzucht schlechthin.
Birkhahn, ein Sohn des legendären und ausserordentlich typschönen
Alchimist, war also ein Kriegskind und es war sicher mehr als nur eine Fügung des
Schicksals dass er im entscheidenden Moment in das Gestüt Schlenderhahn
wechselte und sowohl die deutsche wie auch die internationale Vollblutzucht in
gigantischer Weise positiv beeinflusste. In erster Linie verdankte er seine
Karriere der Unscheinbarkeit seiner Mutter Bramuse, die der im besetzten
Frankreich ansässige Baron Rothschild "weil nicht genug Futter da war für all die
Zuchtstuten" für damals 6.000 Reichsmark an die in Deutschland beheimatete Frau von Heynitz verkaufte. In den Wirren der Nachkriegszeit
jedoch erfolgten immer wieder Beschlagnahmungen, die der Musterung und
Repatriierung von zu Unrecht als Beutegut erworbenen Pferden galten, und diese
in ihre Ursprungsländer zurückführen sollten. Bramuse jedoch wollte keiner so
recht haben und so konnte Frau von Heynitz sie mit ihrem späteren Fohlen
Birkhahn zu guter letzt doch behalten. Jedoch konnte Frau von Heynitz dem lukrativen Angebot des
Leipziger Kunsthändlers Karl-Heinz Wieland für Birkhahn nicht widerstehen, so
wechselte der Hengst noch vor seinem ersten Start als Zweijähriger den
Besitzer und sie führte Birkhahn seinerzeit höchstpersönlich am Halfter in einer Nacht und Nebel Aktion über die
Zonengrenze. So wurde Birkhahn also zu einem Kind der deutschen Ostzone und legte den
Grundstein zu seinem Erfolg ungeschlagen auf den geschichtsträchtigen Rennbahnen in Leipzig und
Hoppegarten, wo er manches Mal auf seinen älteren Bruder Bürgermeister a.d.
Bramuse - dieser jedoch ein direkter Sohn des Herold - traf. Unter grössten bürokratischen Mühen
durfte er dann als einziger
Vertreter des Ostens im Sommer des Jahres 1948 vorübergehend in den Westen nach Hamburg zum Deutschen Derby ausreisen.
Der glanzvolle Derbysieg in Hamburg brachte ihm den Beinamen "Löwe der Ostzone"
ein.
Mit Spannung hatten die Sachverständigen des Rennsports
– das ist in Hamburg ein Kreis, der vom Senator bis zum Hafenarbeiter reicht –
die Kunde vernommen, daß Birkhahn, der braune Hengst aus Hoppegarten, der
ungeschlagene Sieger in allen, letztjährigen Rennen der Ostzone, sein Erscheinen
zugesagt habe. (Natürlich hatte sein Besitzer, Herr Wieland, in seinem Namen
gesprochen.) Die „Berliner Emigration“, die in Hamburg ausnehmend stark ist und
deren Kreis vom prominenten Schauspieler bis zum unermüdlich schwitzenden
Postboten reicht, vernahm diese Kunde sogar mit gewisser Rührung. Denn Birkhahn,
der in Hoppegarten, dem berühmten Gelände nahe der Reichshauptstadt wohnt, ist
so gut wie ein Berliner. Deshalb haben viele nicht nur aus niederer Gewinnsucht,
sondern aus höherem Solidaritätsgefühl auf diesen ihren Landsmann, besser: auf
dieses ihr Landspferd !gesetzt und sind denn auch nicht enttäuscht worden. Aber
sie wußten nicht, in welcher Gefahr ihr Favorit schwebte ...
Wie man weiß, sind Rennpferde die prominenten Zeugnisse für die
Abstammungslehre. Und ob das wirklich nur ein Druckfehler war, daß Birkhahn auf
dem Programmheft als „dbr. St. v. Arjaman-Bulgaria“ angegeben wurde? Man sollte
es glauben, denn die Lautsprecherstimme überm Horner Rennplatz berichtigte dies
sofort. Birkhahn ist ein brauner, wunderschöner, riesig gewachsener Hengst, von
dem jeder Pferdekenner weiß, woher er stammt. Der Vater war der berühmte
„Alchimist“, der 1933 das Derby gewann, seine Mutter heißt „Bramouse“ und wurde
aus Frankreich – wie die Franzosen sagen – entführt, oder – wie die Deutschen
sagen – gekauft und hoch bezahlt. „Bramouse“ aber hat den Namen gewechselt. Sie
soll sich immer noch in Deutschland aufhalten, wenn man auch offiziell nicht
weiß, wo. Die Franzosen nun, die offensichtlich auf dem Standpunkt stehen, daß,
wenn die Mutter nicht greifbar ist, man sich am Sohne schadlos halten könne,
beantragten, Birkhahn solle beschlagnahmt werden. Sein Besitzer erfuhr von der
Gefahr, die seinem Birkhahn drohte, lud den Hengst in den Wagen, versteckte ihn
irgendwo in der Heide und tauchte erst wieder auf, als ihm versichert wurde, er
möge kommen, er werde sehen, daß nichts passieren würde. (Offenbar ist die
englische Behörde als Schutzmacht aufgetreten.)
Die Zeit, August 1948
Insgesamt gewann er 16 von 22 Rennen,
davon die ersten zwölf in Folge. Ein wenig Horsemanship seitens des Besitzers
hätte ihm sicherlich die Niederlagen in zum Teil angeschlagenen Zustand (er zog
sich eine Sehnenverletzung zu der man wenig Beachtung schenkte) erspart. Auch
käme heute niemand mehr auf die Idee einen Champion Galopper innerhalb einer
Woche für zwei schwere Rennen (darunter das 2600 Meter Derby in Hamburg) auf
einem Holpertransport von über 600 km quer durch die Republik zu schicken.
Allein - nach dem Verlust des "unbeaten Certificate" war der Nimbus dahin. So
lief Birkhahn im darauf folgenden Jahr noch einige Rennen unter schweren
Handicaps (GAG 96kg) und gab bis zum Schluss sein bestes.
Auch in der Zucht war er ein Volltreffer -
und dennoch blieb er der sprichwörtliche Prophet der nichts in seinem eigenen
Vaterland galt. Als Deckhengst in Privatbesitz bekam er in der DDR nicht die ihm
zustehenden Chancen, brachte es aber dennoch in den Jahren 1956 - 1959 zum DDR
Champion der Vaterpferde und stand in zwölf aufeinander folgenden Jahren an der
Spitze der Stutenväter. Nachdem er später formell in den Besitz des Gestütes Graditz
übergegangen war durfte er 1959 im Austausch gegen den Hengst Asterios nach Schlenderhahn ausreisen.
Schlenderhahn, das sich seit Ende der 50-er Jahre
in einer züchterischen Krise befand, konnte sich nicht zuletzt dank Birkhahns
Zuchtleistungen wieder zurück an die Spitze der Champion-Statistiken melden. Ein Herzversagen
beendete seine Beschälerkarriere dort im Jahre 1965.
Zielgerichtete Inzuchten
auf Birkhahn lieferten zahlreiche Spitzenpferde, allen vorab sicherlich
Lando
(v. Acatenango), der auf die rechten Geschwister Liberty und Literat
(Foto links) ingezogen ist. Beide sind
direkte Söhne des Birkhahn und beide sind auch über den fallenden Mutterstamm
gleich dreifach auf Birkhahns Vater Herold ingezogen. Aktuell ist
das jüngste Glied dieser Kette, Paolini, dabei ein neues Kapitel seiner
Ahnenreihe zu schreiben. Paolini (v. Lando a.d. Prairie Darling) gilt als erfolgreichster deutscher Galopper
aller Zeiten und tritt nun seine Laufbahn als Beschäler im Gestüt Ittlingen an.
Sein Bruder Platini (v. Surumu a.d. Prairie Darling; Gestüt Harzburg) ist ihm in der Zucht einige erfolgreiche
Jahre voraus. Mit dem WM-Sieger Epalo hat sich neben Paolini ein weiterer Sohn
des Lando für einen Beschälerposten qualifiziert.
Vielbesprochen sicherlich auch Acatenangos Sohn Sabiango, Halbbruder zu Silvano (beide aus der Spirit of
Eagles), dreifacher Gruppe-I Sieger und "umständehalber" nach Frankreich
verschlagen und damit wohl dem direkten potentiellen Einfluss auf die deutsche
Vollblutzucht entzogen. Dennoch - das Erbe des Birkhahn ist unauslöschbar mit
der deutschen Vollblutzucht und ihren Erfolgen verwoben.
Dark Ronald Herold Alchimist Birkhahn Literat Surumu Acatenango Lando Paolini -
eine unendliche Geschichte.
12.2.2020
Die
aktuelle Sport Bild widmet Acatenango xx ein doppelseitiges Feature:
"Die Sportschau-Helden der 80er!"
Es unterstreicht den Kult-Status, den dieser Vollbluthengst noch heute innehat,
fünfzehn Jahre nach seinem Tod.
Ein Kaufangebot von 44,30 Mio DM erhalten auch heute nur die wenigsten Hengste.
Und selbst in Dänemark würde man es heute kaum ausschlagen.
Alles hat seinen Preis.
Dieser Hengst nicht.
Acatenango war unbezahlbar.
Knapp 600 Nachkommen hat er gezeugt, die Decktaxe betrug in der Spitze 30.000
DM.
2019 gewann sein Urenkel Waldgeist den Prix de L'arc de Triomphe. "Damit war er
das beste Rennpferd der Welt," sagt Andreas`Jacobs, der 25 Prozent an Waldgeist
hält.
Eine spannende Lektüre - viel Spass beim Stöbern!