Ihr erfolgreiches gemeinsames Debut gaben Martin Stamkötter und Franziskus auf
dem diesjährigen Pfingstturnier in Borken im Mai 2012. Platz zwei und drei im
Grand Prix und der Grand Prix Kür hinter Annabel Balkenohl auf Winci und Heike
Ingebrand auf Dynamic Dandelion, das darf man einen gelungenen Einstand nennen,
der auch dem ein oder anderen Internetportal eine Meldung wert war:
Pferdesportzeitung.de
Eurodressage.com
Wenn diesem Pferd und Reiter nun eine eigene Seite auf Münsterland-Pferde
gewidmet ist, dann liegt das in Affinitäten und Begebenheiten begründet, deren
Zustandekommen mich rückblickend selber staunen machen. Manchmal kann man sich
einfach nur wundern, welchen Lauf die Dinge nehmen...
Am Anfang war Fidermark, ein Hengst, der mich unter seinem damaligen Reiter
Michael Farwick faszinierte wie kein anderer - nicht ohne Grund habe ich
Fidermark gleich zwei eigene Seiten auf Münsterland-Pferde eingeräumt, die
etwas andere Geschichte und
Fidermarks züchterisches Erbe. Und wenn ich
eines bedaure, dann ist es die seinerzeit noch nicht existente Internetpräsenz
als Fidermark und Michael gemeinsam auf Turnieren unterwegs waren. Es wäre uns
heute weitaus mehr über den Werdegang dieser beiden erhalten geblieben und
manches wäre vielleicht anders verlaufen, hätte es
damals das Internet schon gegeben. Diesen beiden ist die Existenz der
Münsterland-Pferde überhaupt nur zu verdanken, ohne Michael und Fidermark hätte
es keine Fabrice und keine
Fannie Mae für mich gegeben und ganz sicher keine Münsterland-Pferdezucht,
deren Ausmass und mitreissende Eigendynamik der letzten Jahre mich mitunter
selber staunen macht - mein Leben wäre ganz gewiss in anderen Bahnen verlaufen.
Nachdem Michael Farwick das Landgestüt in Warendorf verlassen hatte blieb dort
in Martin Stamkötter ein Bereiter, der ebenso wie Michael über Jahre die
Meisterschule des Jo Hinnemann durchlaufen hatte und dem man diese Schule auch
ansah. Ich kannte Martin nicht, er fiel mir lediglich über die Jahre immer
wieder positiv im Sattel auf weil seine Reiterei sich auszeichnet durch das, was
auch einen Michael Farwick im Sattel auszeichnet:
ein IM und nicht AUF dem Sattel sitzender Reiter, einer, der harmonisch
natürlich im Pferd sitzt und jede Sorte Pferd, gleich welchen
Ausbildungsstandes und Talentes (auch die weniger begnadeten) einfach strahlen
lässt. Angeborenes Talent und allerbeste Meisterschule - eine Kombination, die
man nicht häufig findet, auch unter Profis nicht - gerade dort verkommt Reiterei
heutzuztage doch oft zum mechanischen Handwerk. Auch in Warendorf, der einstigen
Meisterschmiede.
Fortan avancierte Martin für mich zu einem zweiten Michael, was fehlte war die
Assoziation zu Fidermark.
Seit
kurzem hat das Schicksal auch diese Assoziation belebt und man staunt, wie die
Dinge sich mitunter entwickeln. Als ich hörte, dass Heinrich Kampmann seinen
Fidermarksohn Franziskus, der unter Rudolf Zeilinger und Hubertus Schmidt
bereits internationale Dressurerfolge zu verbuchen hat, Martin Stamkötter
anvertraut hatte, konnte ich es zunächst nicht glauben. Hier fand die eine
Affinität zur anderen, Michael und Martin, Fidermark und Franziskus. Die Freude
war gross, insbesondere als ein Martin Stamkötter in den letzten Jahren nur
wenig bis gar nicht durch entsprechende Berittmachung des Landgestütes
öffentlich in Erscheinung getreten war - sehr zum Bedauern der
westfälischen Pferdezüchter, die "ihre" Hengste sicherlich gern unter
ansprechendem Beritt feiern würden. Um so schöner ist es nun zu sehen, dass es
offensichtlich private Sponsoren gibt, die das Talent dieses Gestüters sehr wohl
zu schätzen wissen. Heinrich Kampmann wird wissen, was er an diesem Bereiter
hat, hat Martin doch seinerzeit bereits den ebenfalls in Kampmannschen Besitz
stehenden Dancing Dynamite (von Don Bedo a.d. Florin von Fidermark) sechsjährig
erfolgreich bis M vorgestellt und ausgebildet.
Martin und Franziskus nun in Borken erstmals vor öffentlicher Kulisse gesehen zu
haben war eine echte Freude. Dynamisch und schwungvoll, das Paar hat Präsenz!
Bleibt zu hoffen, dass den beiden ein erfolgreicher Werdegang beschieden ist, der vielleicht auch dem Gestüter im Alltag den ein oder anderen
begehrenswerten Hengst aus Staatsbesitz wieder unter den Sattel zaubert.
Und
wenn auch Franziskus kein Deckhengst ist, so ist dieses überaus dynamische Pferd
allemal eine züchterische Analyse wert. Franziskus ist ein rheinisch-westfälisches Produkt
Warendorfer Landbeschäler durch und durch und darüberhinaus ein Paradebeispiel
für den gelungenen Einsatz und die positive Wirkung von
Springgenetik in der
Dressurpferdezucht.
Über seinen Vater Fidermark, der ihm offensichtlich die nötige Dynamik und
Elastizität unter das Fahrwerk gezaubert hat, ist auf diesen Seiten bereits
alles gesagt worden, sein züchterisches Erbe findet sich
hier ausführlich erläutert. Muttervater Potsdam war seinerzeit als Publikumsliebling unter
Kaiser Johannsmann im internationalen Parcours unterwegs und verdiente 160.000
Euro für das Landgestüt. An Postdam mit Kaiser Johannsmann im Sattel erinnert
man sich einfach gern und sicherlich hätte man auch diesem Hengst,
leistungsbetont gezogen aus einer Mutter von Goldstern x Futuro x Makuba xx,
züchterisch grösseren Einfluss gewünscht. Neben Potsdam brachte die
Goldsterntochter Godoleva den ebenfalls gekörten Puschkin sowie den unter
Jessica Kürten im internationalen Sport hocherfolgreichen Paavo N. Wer damals
schon regelmässig auf grossen Turnieren unterwegs war, der erinnert sich noch an
manch eine internationale S-Springprüfung, in der die beiden Vollbrüder
gegeneinander antraten. So kommt es, dass Godoleva allein diesen beiden Söhnen
eine NGS von über 300.000 Euro verdankt.
Seinen Muttervater Potsdam kann
Franziskus wahrlich nicht leugnen. Rein optisch ist Franziskus in Linien und
Exterieur eine Reinkarnation des Potsdam, der Stempelhengst Polydor lässt von
zwei Generationen weiter sichtbar grüssen.
Franziskus' Mutter Philis war selber im Springsport erfolgreich bis zur Klasse M
unterwegs während Grossmutter Comtessa Di La, eine Tochter des Landbeschälers
Captain, im Dressursport eingesetzt wurde. Captain selber, der mütterlich über
Adlerfarn und Agram leistungsbezogen und springorientiert gezogen ist, hat
züchterisch wenig Einfluss genommen. Interessant ist Franziskus' dritte Mutter
Paola, eine Halbblutstute vom Vollblüter Parenzo xx, die selber neun
sporterfolgreiche Nachkommen zu verzeichen hat und mit einer beeindruckenden NGS
von über 26.000 Euro aufwartet. Ihre Söhne Fidan und Flambeau von Foxtrott haben
S Dressuren gewonnen und jeweils über 7.000 und 4.000 Euro Gewinnsumme verdient,
während Tochter Flicka, ebenfalls von Foxtrott, im Springsport erfolgreich
unterwegs war und mit 2.400 Euro in die Statistik eingeht.
15.7.2012 Westfälische Meisterschaften in Freudenberg
Franziskus
und Martin Stamkötter sind Westfälische Meister!
Ein Leserbrief an die Reiter und Pferde in Westfalen
Zu dem neuen Westfälischen Meisterpaar Martin Stamkötter und Franziskus kann man
Westfalen und der gesamten deutschen Reitsportszene nur gratulieren!
Selbstverständlich ist es sicher nicht, dass Landesmeisterschaften auf einem so
hohen Niveau gewonnen werden, der Abstand dieses Meisterpaares von mehreren
Punkten auf die Nächstplatzierten spricht eine deutliche Sprache.
Aus westfälischer Sicht ist eine solche neu gefundene und erfolgreiche
Pferd-Reiter-Kombination unbedingt zu begrüßen, authentischer kann ein echter
Botschafter Westfalens gar nicht sein:
Ein Gestüter des Nordrheinwestfälischen Landgestütes im Sattel und unter dem
Sattel mit Franziskus ein Pferd, dessen Vater und sämtliche Mutterväter
ebenfalls von Hengsten des Nordrheinwestfälischen Landgestütes abstammen.
Da drängt sich die Frage auf:
Wie kann es sein, dass man einen solchen Reiter nicht häufiger auf Turnieren
erlebt? Unsere Hengste des Nordrheinwestfälischen Landgestütes und mit ihnen das
Landgestüt selber würden stark profitieren von dem Beritt des Herrn Stamkötter,
der sicher auch ohne Meistertitel bereits exquisit ist. Doch nun kann das
Landgestüt sich sogar rühmen, einen Westfälischen Meister in seinen Reihen zu
haben.
Warum nutzt es das nicht zu seinem und unser aller Besten und lässt Herrn
Stamkötter die besten Hengste auch öffentlich vorstellen?
Nachdenklich stimmt es durchaus, wenn der Vorgesetzte dieses Westfälischen
Meisters in Warendorf seinem eigenen Angestellten nicht nur an diesem Wochenende
fünf bis zehn Prozentpunkte hinterher reitet.
Mit freudlichem Gruss!
Sabine Brandt,
Münster
„Ganz Deutschland ist dem vor-olympischen Rausch
erlegen ..."
Freitag, den 20. Juli 2012 um 15:11 Uhr
| Geschrieben von: Sabine Brandt (Text und
Foto)
Freudenberg.
„Ganz Deutschland"? Nein. Ein kleines Dorf im sauerländischen
Mittelgebirge strotzte dem vor-olympischen Fieber und richtete am
letzten Wochenende die Westfälischen Meisterschaften in den Disziplinen
Dressur und Springen aus. Der dortige Veranstalter, der Reiterverein
Giebelwald, ist seit über 30 Jahren ein beständiger wie regelmäßiger
Gastgeber der westfälischen Landesturniere. Ein beeindruckendes
Wiedersehen gab es in Freudenberg an diesem Wochenende mit dem
Fidermark-Sohn Franziskus und Martin Stamkötter (Foto links), dem
Gestüter aus Warendorf.
Und ganz offensichtlich haben diese beiden die letzten Wochen genutzt
und am nötigen Feinschliff gearbeitet. Hier scheint zusammen zu finden
was zusammen gehört, der sensible Braune und der eigentlich recht stille
Gestüter aus Warendorf, dem dieses Pferd zu liegen scheint, als sei es
wie für ihn gemacht! Und während der Himmel über Freudenberg die
Schleusen öffnete und den gefühlt „alpinen" Turnierplatz (wohl dem, der
einen Geländewagen sein eigen nannte ...) in einen Regenberg
verwandelte, gaben Stamkötter und Franziskus völlig unbeeindruckt ihr
gemeinsames Meisterschafts-Debüt.
Dynamik und Frische zeichnete diese beiden im Viereck aus, und völlig
zu Recht zeigte der eigentlich so stille Gestüter dann auch geradezu
Emotionen und strahlte nach dem Ritt:
"Franziskus war heute schlicht und einfach auf dem Punkt, er
zündete so zusagen unter mir. Wahnsinn, was für ein Pferd!"
Nachdem die beiden am Samstag trotz Patzer in den Einerwechseln, als
Franziskus sich vor einem übereifrigen Zaungast erschrak, bereits die
70-Prozent Marke im Grand Prix knackten und Zweite hinter Ingrid Klimke
und Liostro wurden, legten sie am Sonntag im Special noch einen drauf:
mit knapp 72 % siegten sie überlegen im Grand Prix Special. Ein
Ergebnis, das für sich spricht. Wie hätte dieses Ergebnis wohl gelautet,
wenn Franziskus die zweite Piaffe nicht kurzfristig seinem eigenen
Übereifer geopfert hätte?
Der Grand Prix Special fand in Abwesenheit von Ingrid Klimke statt,
die ihren Liostro kurz vor der Prüfung zurückgezogen hatte. Sehr zum
Bedauern der Zuschauer, denn auf das sportliche Duell dieser beiden
großartigen Paare hatte man sich sehr gefreut. So siegten Stamkötter und
Franziskus mit fast fünf Punkten Abstand im Grand Prix Special und
entschieden mit eben solchem Abstand auch die Wertung der Westfälischen
Meisterschaften der Herren für sich, Andreas Hubertus und Robby (RV Alt
Marl) und Peter Borggreve auf Laureus (RV Milte Sassenberg) folgten auf
den Plätzen zwei und drei.
Nachfolgend ihrem Titelgewinn bei den Westfälischen Meisterschaften im Juli
in Freudenberg entschieden der Fidermarksohn Franziskus und Martin
Stamkötter kürzlich auch in Nettethal den Grand Prix und Grand Prix Spezial
mit 72 und 75 Prozent für sich. Noten, die man nicht einfach bekommt weil
kein anderer besser ist.
Mit ihrem heutigen Auftritt im
Grand Prix in einem klangvollen Starterfeld bei dem Turnier der Sieger
in Münster dürfte das Paar sich endültig im 70-Prozent-Bereich etabliert
haben.
Grund genug, den beiden einen weiteren Teil der Geschichte von Affinitäten
und Begebenheiten in ansprechenden Bildern zu widmen!
Schöner hat man Franziskus wohl selten gesehen ...