Otik Counter athensolympic

sonntagmorgen abflug münster 8:40
halb acht (ich steh noch unter der dusche) überleg ich mir so: naja, reicht völlig wenn du um 8 uhr losfährst. irgendwann die eingebung: das ist kein EISENBAHN sondern ein FLUGticket...
im schweinsgalopp ins auto und losgebraust - bis greven 20 minuten u dann der grosse langzeitparkplatz voll - gütiger himmel! der zweite auch voll (wo gibts denn sowas?) u ab ins parkhaus - die ersten beiden stockwerke im gegenverkehr durch die gassen gebraust - alles voll. hosen auch voll. und das in der provinz so ein verkehr, wer rechnet denn damit?????!!!!!! 4.stock alles frei, rucksack u reisetasche u im galopp zum einchecken. mein problem mit dem handgepäck hat sich sozusagen von selbst erledigt: zum gepäck einchecken ist es viel zu spät, die dame am counter gesteht mir mit zerknautschter schnute zu die eigentlich viel zu grosse reisetasche auf dem rollfeld persönlich abzugeben. meine entschuldigung ich sei so spät weil ich dachte erst ich müsse zum bahnhof kann sie nicht wirklich akzeptieren. egal. es lebe die provinz u ihre übersichtlichen flughäfen!

Auf dem rollfeld stehen noch die pferdetransporter ausländischer equipen – da sag noch einer münster sei nicht nabel der welt. ankommen in athen auf dem flughafen sonntagnachmittag, eazzzzzzzie, die sorge die griechen könnten 500 maschinen am tag nicht verknusen völlig unbegründet. klaus u die 3 mitreisenden aus der pfalz treffen auch kein probelm u dann sofort im taxi zum reitsportstadium: windfall soll noch heute um 18 uhr starten in dem tickethäusschen klebt ein schild: sold out. kann nicht sein - selbst von aussen ist offensichtlich das in dem stadion gähnende leere herrscht. kein wunder - wer guckt auch schon freiwillig vielseitigkeitsdressur?
riesendiskussion aneinander vorbei, die sprechen kein englisch, wir kein griechisch, irgendwann sind wir drin u windfall ist ein echtes highlight nach all den graupen; liegt am ende des 1. tages an 4. stelle, bettina hoy führt, das war zu erwarten.
 
und dann die odyssee teil eins: shuttle zum flughafen, halbe stunde, dort quer über die anlage, shuttle zum hafen von piräus - anderthalb stunden... piräus hafen - wo sind denn nun die fähren die laut internet jede stunde nach aegina fahren????
grosse augen.
wie wir denn auf das schmale brett kommen?
steht im internet.
ach ja?
ja!
hm. wieso denn das?
wie - wieso denn das?
ja, die gehen doch nie jede stunde!
wir: vielleicht weil olympische spiele sind?
- ach - ja?
das ende vom lied:
es gibt 2 fährbetreiber, einer stündlich aber ohne nachtlizenz u die fahren nur bis halb neun, am wochenende die letzte um halb zehn - und einer um 1:15 6:15 13:15 16:15 der braucht 2 stunden das ist die handelsfähre da fahren die alten griechen mit ihren mopeds u hühnerkäfigen unterm arm drauf zur arbeit ans festland u zum markt. willkommen im athen der neuzeit....
riesenglück, die 9:30-fähre will gerade auslaufen. auf see erfahren wir: die legt aber gar nicht an in aegina marina sondern nur in aegina port
(2 unterschiedliche häfen auf unterschiedlichen seiten der insel) needless to say: unsere unterkunft befindet sich auf der ANDEREN seite...
wäre aber alles kein problem, es gäbe ja taxen u da wär man in 20 minuten drüben.

hah!
die auskunft ist ungefähr so gehaltvoll wie die internetauskunft zu dem stündlichen fährbetrieb.... inzwischen aber hat man festgestellt dass auf dem festland olympische spiele sind u man überlegt die 9:30 fähre auch am montag einzusetzen - (eigentlich gibts unter der woche nur boote bis 8:30 ...) wir sollen morgen im laufe des tages anrufen u erfragen ob sie die späte fähre einsetzen werden... kunststück, bei unserem fliessenden griechisch... bringt uns auch nicht so ganz viel weil wir dann wieder am falschen ende der insel ankämen aber die altenative heisst 16:30 grossfähre und das schaffen wir nie oder aber dann erst wieder 1:30 nachts grossfähre...
heissa, wer eine reise tut der kann was erleben!
wir kommen in aegina port an, ein herrliches verträumtes inselstädtchen mit malerischem hafen - wirklich schön!
aber es ist halb elf u die arme werden lang vom gepäck u der sinn nach ambiente ist nicht wirklich ausgeprägt, wir wollen ein taxi. nun gibt es sehr wohl einen taxistand u der ist auch stark frequentiert. nur mit den taxen haperts. zum einen oft erst zu erkennen wenn sie wieder weg sind (weil autos aus den 50er jahren auf 3 rädern mit ohne taxischild u durchgehende sitzbänke für 3 leute vorn u abenteuerlichen fahrern) u dann weigern sich die meisten schlicht zur marina zu fahren – weil "zu weit" und  " nix marina" - es dauert eine weitere dreiviertel stunde bis wir einen gefunden haben der uns sogar alle 5 mitnimmt. gegen mitternacht sitzen wir dann in unserer spartanischen unterkunft. fliessend wasser, nicht immer, aber meistens, und oft auch warm. dafür kostet das ganze auch nur 70 euro die nacht. pro person.

egal, nur schlafen weil um halb sechs aufstehen u auf die grosse fähre die in der tat direkt vor der haustür abfährt u um 8:15 ankommen in piräus hafen. vorbei an der queen mary II die dort vor anker liegt. eine ganz neue dimension des begriffes "grösse" - daneben steht ein hochhaus. wenn man das querlegt deckt es den rumpf dieses schiffes nichteinmal in bruchteilen ab. wahnsinn. daneben liegt die aida, das deutsche clubschiff, auf der jan ulrich seine goldmedaille versoffen haben soll (die die er dann deshalb nicht bekommen hat) - die hat in etwa die grösse eines beibootes. (die aida, nicht die medaillle)
dann umsteigen in den shuttlebus zum flughafen, vorbei an den 5 bonbonbunten olympiastadien -gähnende leere überall, die griechen wissen wirklich nicht dass olympiade ist... - u am flughafen umsteigen in den shuttle zum reiterstadion u endlich halb elf ankommen vor ort. am flughafen läuft uns michael (klimke) in die arme - der will zu seiner schwester u den haben sie am stadion mit seinem auto zum teufel (meint: flughafen) zurückgeschickt weil autos verboten, nur shuttles erlaubt. der ist ungefähr genauso entnervt wie wir, wir haben uns viel zu erzählen! odyssee ist ein griechisches wort, ich habs nachgelebt.

der zweite tag der vielseitigkeitsdressur, das highlight mittags: darren, der reiter von windfall, wird mit uns die crosstrecke abgehen. wenn man es als highlight bezeichnen möchte in griechischer wüstenhitze mittags von 12 bis 3 eine 6 km lange crosstrecke abzugehen... *g* ich hab mich gut eingelebt, sonne ist mein freund u hitze kann ich besser mit leben als kälte, kein problem. die strecke ist super, herrlicher grasboden, optisch einladende sprünge, ein paar davon würde ich mit shannon auch springen. ich treff ingrid u frag sie ob ich mir das einbilde oder ob die strecke wirklich nicht so schwer ist. sagt sie: kein vergleich zu sidney. iiiiiiizie. sidney war 3 minuten länger (gewaltig viel bei ner 9-10 min strecke) u insbesondere die wasser - u tiefsprünge erheblich steiler gewesen. ingrid ist letzter starter in der dressur, halb sieben, die wollen wir na klar noch sehen danach müssen wir uns aber gewaltig sputen unsere shuttles zu kriegen um rechtzeitig für die 9:30fähre am hafen in priäus zu sein.... nachmittags haben wir kerstins schwiegervater, einen griechen, gebeten beim fährschalter in piräus anzurufen (weil die nicht unbedingt englisch sprechen) und zu fragen ob sie mittlerweile wissen ob es denn nun ein 9:30 schiff gibt.... wir sind ja soooooo smart!
dann die grosse diskussion für morgen früh:
der cross beginnt um 9 u das ist überhaupt der grund weshalb wir hier sind. da geht unsere 6:15 hausfähre mal gar nicht weil dann erst 10/10:30 vor ort. also die grosse herausforderung: wie arrangieren wir nachts um halb zwölf auf der antiken insel wo vor 50 jahren die zeit stehen blieb dass uns morgens um 6 ein taxi abholt damit wir pünktlich um 7 zum ersten schiff wieder auf der anderen seite der insel sind?
wir brauchen bis nachts um 3 um das auf die beine zu stellen....

am nächsten morgen der cross: wahnsinn, mordsstimmung, la ola wellen, hochlebenlassen, ein schauer jagt den anderen über den rücken, das gesamte olympiateam der springreiter ist dort, vater ehning lümmelt sich auf meinem rucksack rum im glauben es sei seiner, nur von den dressurreitern ist nichts zu sehen (die sitzen schon im keller zum säbel wetzen *g*) halb warendorf u münster laufen mir über den weg u die euphorie ist grenzenlos. dabei hat sich unsere manschaft nicht einmal ordentlich qualifizieren können für die vielseitigkeit weil zu schlecht im vorfeld u musste den "chickenway" über die weltrangliste nehmen - u jetzt so ein aufgebot an fans u schlachtenbummlern! sie sagen selber: das haben sie noch nie auf einem championat so erlebt!
ich wills gern glauben.
mit jedem starter den man kennt die tränen in den augen weil jeder sprung frenetsich vor der grossen leinwand im tiefen gras gefeiert wird u wenn sie an uns vorbeigaloppieren rhytmische schlachtrufe - als frankie ostholt kommt steht alles kopf: ossi ossi hoy hoy hoy - u dazu die welle - u er reitet wie der teufel u als er einmal hängen bleibt (viel glück gehabt, pferd in der luft gestrauchelt u wieder gefangen) schreien alle auf u dann ein kollektiver seufzer durch die reihen.
windfall, eine augenweide. strauchelt an der selben stelle an der ingrid später ihren sturz hat aber darren hat glück u bleibt im sattel. dieses herrliche pferdchen mit soviel ausdruck dadurchlaufen zu sehen ist einfach gänsehautfeeling pur. vom cross selber habe ich nur papierfotos  mit der digi war die belichtung einfach nicht schnell genug. hoffe da ist ein bisschen was von der atmospähre zu erkennen. als hinni (hinrich romeike, der später vor der presse den leidenschaftlichen appell an das NOK richtet u um vergebung zweier goldmedaillen fleht) sich später zivil unters volk mischen will (er war direkt nach bettina null geblieben u hat damit schon die sensation fürs deutsche team geschafft) geht ein gebrüll durch die menge, die nehmen ihn huckepack u reichen ihn von schulter zu schulter weiter - freudentränen.
unglaublich.

Die deutschen ausser rand und band.

die amerikaner staunen.
die engländer sowieso.
die franzosen sind pikiert.
Wo gibt’s denn sowas?
dann kommt dibo, auch null, die sensation ist perfekt, wo hat es denn sowas schon gegeben dass die deutschen VIER nuller im gelände stellen? führung vor weltmeister frankreich u england u USA - u ingrid ist noch nichteinmal gestartet!
dann ingrid wieder als letzte starterin u der spektakuläre verlauf ist bekannt - sturz, wieder in den sattel klettern u die bestzeit rausreiten. totale hysterie auf der strecke unter allen schlachtenbummlern. kollektives toben.
unglaublich.
wir haben nach dem sturz bei jedem sprung gezittert u die magenwände haben sich zusammengezogen: das war harakiri u geradezu halsbrecherisch....

dann das absoute highlight:
tim schickt uns seinen fahrer (!) u bringt uns zur yacht.
herrlich! welch ein leben im schlaraffenland! endlich urlaub.....
was für ein tag. darren ist auch da incl bruder u mutter u nicht ganz glücklich - trotz nullrunde irgendwo auf platz 12 u doch deutlich aus den medaillenrängen raus.
und doch. das olympische ziel erreicht - dafür haben sie das pferd vor 4 jahren gekauft u aufgebaut - welch ein pferd! tim ist beseelt. die stimmung an board einfach herrlich. alles passt: sonne, wind u meer. u traumhaftes essen - welch ein kontrast zu unserem frühstück u abendbrot bei mcdonalds am flughafen...

für mich die letzte nacht, maren u ich sind am nächsten tag am flughafen verabredet um 9, wir wollen zur akropolis u wenigstens einmal was von athen zu sehen bekommen... tims fahrer bringt uns zum hafen (welch ein luxus) u der schreck folgt auf den fuss:
die letzte fähre ist ausgebucht!!!!!!!
es gibt eine warteliste.
das problem:
sie können ihre eigene schrift nicht lesen u wissen nicht wie die namen heissen die da auf der liste stehn..... Jeder behauptet na klar es sei sein name der ganz oben steht. titanic-artiger tumult auf der pier.  jeder weiss, es ist nur platz für ein bruchteil von leuten, plötzlich ist jeder bedürftig, schwanger, krank oder sonstwie behindert... unglaubliches chaos, wut, verzweiflung - das geht gar nicht. so muss es auf der titanic gewesen sein. mir zieht sich der magen zusammen. irgendwann kommt der kapitän auf den steg u hebt schweigend die hand: nichts geht mehr. alles voll. ich steh ganz vorn in meinem kleidchen (hatte ich wg der party auf der yacht extra mitgenommen) u guck ihm von unten nach oben in sein gütiges onassis-gesicht u frag: haben sie nicht noch einen kleinen platz für eine einzelne person? er guckt von oben auf mich herab, macht eine handbewegung u meint: komm! ich denk das gibts nicht, schwupps aufs schiff u finde mich in der hutablage auf der kapitänsbrücke wieder. da sitz ich brav die hände im schoss gefalten u dankbar um mein schicksal – auf see dreht er sich dann mal um
u fährt mir mit der hand über den schopf u fragt: alles in ordnung? Ich nicke seelig.

U dann das doppelglück, am hafen die lästige taxisuche, ich schrei in die menge: anybody for the marina? drei kerle drehen sich um: Yoh! ich: care for a share? u schwupps bin ich im taxi mit denen, iren, der bruder ist irgendwas bei den achterruderern in der olympiamanschaft u die jungs sind echt gut drauf. so flott war ich noch nie auf unserer seite der insel! Überhaupt: jeder olympiabesucher den ich treff hat irgendwie einen bruder, sohn oder sonstwie verwandten bei den spielen am start, darum sind sie vor ort. die griechen selber aber gucken sich olympia lieber im fernsehn an.

am nächsten morgen dann sachen packen u um 6:15 auf die fähre nach piräus, 9 uhr flughafen, maren treffen u terry u diversen schwestern u wir haben mut u entscheiden uns die metro zu nehmen. Bislang nur hororrstories gehört: die metro kaputt, züge verunfallt, leute auf der strecke in den schwarzen tunneln rausgeschafft u zu fuss durch die katakomben geschickt... es stellt sich raus: die griechen sind ein volk wie der rest der welt u die westfalen auch: watt der buer nich’ kennt dat frisst er nich’
die metro ist nagelneu u deshalb hoch skeptisch angesehen, wird wohl noch ein paar hundert jahre dauern bis sie entdecken dass metrofahren weitaus zügiger als busse geht...  die akropolis ein traum, wenn man ein freund davon ist bei griechischer hitze, 40grad mittags zwischen 12 u 2 auf den antiken bergen rumzukraxeln... again: ich fühl mich pudelwohl in der hitze, es geht wie immer ein schöner wind u die charmante gesellschaft tut ihr übriges. Die schwestern fügen sich ihrem schicksal u schlagen sogar freiwillig einen museumsgang vor – bald wird mir klar warum: das ding ist vollklimatisiert... irgendwann wieder zurück zur metro, zum flughafen, die anderen zurück ins reiterstadion, das schicksalshafte springen ansehen, der tragische verlauf ist bekannt.
Ich sitz entspannt im flieger zurück in die westfälische provinz u stelle fest:
Von münster nach athen ist ein katzensprung (wenn man nicht versehentlich zum bahnhof fährt) aber von athen nach aegina u zum reiterstadion eine weltreise die wohl bedacht sein will.



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